Stand: 08/2022
Mit seinen 13.000 Inseln gehört Indonesien zu den Regionen, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden. Ein Anstieg des Meeresspiegels, die Zunahme von Zyklonen und Hitzewellen bedrohen das Land. Die mehr als 270 Mio. Einwohner werden mit Extremwetterereignissen, Wasserknappheit und einem Verlust an Landfläche konfrontiert. Dabei gehört Indonesien selbst zu den größten Emittenten von Treibhausgasen weltweit. Einen wichtigen Beitrag zur Speicherung von Kohlendioxid liefern die Mangrovenwälder an den Küsten der indonesischen Inseln. Diese gehen jedoch stark zurück. Die Regierung hat beschlossen, diesen Verlust zu stoppen. Die KfW unterstützt das Land im Auftrag der Bundesregierung beim Schutz seiner natürlichen Ressourcen mit mehreren Forstprogrammen. Eines davon zielt darauf ab, Mangrovenwälder zu erhalten und wieder herzustellen.
Mangrovenwälder bilden ein komplexes Ökosystem, das perfekt an das Leben zwischen Salz- und Süßwasser angepasst ist. Fast 70 Arten von Bäumen und Sträuchern formen zusammen den Mangrovenwald, der an Küsten und in Flussdeltas tropischer Regionen wächst. Diese vielfältige Artengemeinschaft bietet Fischen, Krebsen und Garnelen geeignete Gebiete für die Ablage von Laich und die Aufzucht der Jungtiere. Ferner schützen Mangrovenwälder die Küsten vor Hurrikanen und Fluten. Außerdem sind sie gigantische Kohlenstoffspeicher: Pro Hektar schlucken sie fünf bis zehn Mal mehr Treibhausgase als die vergleichbare Fläche Regenwald.
Die größte Fläche an Mangrovenwäldern weltweit findet sich in Indonesien, derzeit noch knapp 3,6 Mio. Hektar. Der Gesamtbestand ist zwischen 1980 und 2005 um ein Drittel geschrumpft. Von dem verbliebenen Rest befinden sich zwei Drittel der Flächen ökologisch gesehen in einem moderaten bis guten Zustand, ein Drittel ist degradiert. Die noch bestehenden Mangrovenwälder werden immer mehr zerstört, vor allem durch die rigorose Ausbreitung von Aquakulturen. Diese Anlagen zur Zucht von Garnelen und Speisefischen werden häufig bereits nach drei Jahren aufgegeben, wenn das Wasser durch Überdüngung verschmutzt ist. Neben Aquakulturen bedrohen illegaler Holzeinschlag, die Umwandlung von Flächen in Ölpalmenplantagen, die allgemeine Meeresverschmutzung und der Bergbau in Küstengebieten die wertvollen Küstenwälder Indonesiens.
Die KfW unterstützt Indonesien im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit 20 Mio. Euro beim Schutz der Mangrovenwälder und damit bei der Erreichung seines ambitionierten Plans, bis 2024 mehr als 630.000 Hektar degradierte Mangrovenwälder zu rehabilitieren. Das Vorhaben hat das Ziel, dieses wertvolle Ökosystem nachhaltig durch Forstbehörden und Gemeinden zu bewirtschaften. Zu den Standorten gehören neben Berau in Ost-Kalimantan auch Karang Gading, das Mahakam-Delta und Sorong einschließlich Sorong-City (West-Papua).
Das Projekt fördert neue Anpflanztechniken, aber auch Weiterbildungen über die nachhaltige Bewirtschaftung von Mangroven. Außerdem werden einkommensschaffende Maßnahmen unterstützt, die der lokalen Bevölkerung zu Gute kommen. Sie lernen zum Beispiel, wie man Meeresfrüchte aufbereitet, attraktiv verpackt und vermarktet. Auf diese Weise trägt das Vorhaben dazu bei, Einkommen und damit den Lebensstandard der Bewohner anzuheben. Dass solche Maßnahmen wirken, zeigen auch andere Projekte, wie beispielsweise das schon länger laufende Forstprogramm I: In Ost-Kalimantan erzielten die beteiligten Familien im Jahr 2020 gemeinsam umgerechnet 6.000 Euro aus dem Verkauf von nachhaltig erzeugten Krabben, Garnelen und Fischprodukten. Von 2018 bis 2021 wurden dort 140.000 Setzlinge von Mangrovenbäumen ausgebracht.
Es wird angestrebt, dass Indonesien die Erkenntnisse aus dem Projekt in nationale Richtlinien zur Bewirtschaftung von Mangroven einbringt. Zudem fördert das Vorhaben die Einrichtung eines World Mangrove Center (WMC), das sich zu einem internationalen Kooperationszentrum für die Mangrovenforschung entwickeln soll.
Die Lebensgrundlagen der Anwohner, die oft in der Fischerei und Landwirtschaft tätig sind, sollen sich verbessern. Mehr als 34.000 Menschen – darunter auch indigene Gemeinschaften – in rund 30 Dörfern profitieren direkt von dem Vorhaben; das gilt besonders für Frauen, die im Zentrum der Projektaktivitäten stehen. Zudem erhalten die Angestellten der Forstverwaltung besseres Training und eine angemessene Ausstattung, wodurch sie ihre Aufgaben effizienter erledigen können. Die Entwaldungsrate soll bis Ende des Projekts im Jahr 2028 um 20 bis 30 % zurückgegangen sein im Vergleich zu einem Szenario ohne diese Maßnahmen. Dadurch soll der Klimawandel die indonesische Küste auch weniger stark beeinträchtigen. Die nahe gelegenen Dörfer sind dann besser gegen Überschwemmungen, Erdrutsche und Erosion geschützt.
Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag:
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