Meldung vom 27.11.2024 / KfW Entwicklungsbank
Ein Meilenstein auf dem Weg Marokkos zu einer nachhaltigen Energieversorgung
KfW-geförderter Windpark Jbel Lahdid ist in Betrieb
Was anfangs visionär erschien, ist heute auf gutem Weg, Realität zu werden. Die Rede ist von Marokkos Plan, bis 2030 – vorzugsweise jedoch früher – mehr als die Hälfte seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Durch die Inbetriebnahme des Windparks Jbel Lahdid in der Provinz Essaouira im Oktober 2024 ist das Land diesem Ziel ein gutes Stück nähergekommen. Mit den 54 neuen Windturbinen, die Siemens Gamesa auf insgesamt drei Bergrücken zwischen den Küstenstädten Essaouira und Safi installiert hat, steigt der Anteil Erneuerbarer noch einmal deutlich.
Jbel Lahdid als Teil eines größeren Konzepts
Entstanden ist der Plan bereits 2009 als Teil einer umfassenderen Strategie. Marokko, das nur über wenig Rohstoffe verfügt, bezieht seine Primärenergie damals nahezu komplett aus dem Ausland. Doch der Import von Öl, Erdgas und Kohle ist kostspielig und gefährdet die industrielle Entwicklung des Landes. Aus diesem Grund lässt König Mohammed IV. eine neue Strategie zur Energieversorgung seines Landes entwickeln. Das Ziel: Mehr Unabhängigkeit, geringere Kosten und eine verbesserte CO2-Bilanz.
Der Ausbau der Erneuerbaren rückt schon bald in den Mittelpunkt der Überlegungen. Aus gutem Grund: Marokko mangelt es zwar an fossilen Energieträgern, Sonne ist in dem nordafrikanischen Land hingegen im Überfluss vorhanden. Und auch Windenergie ist speziell in den Küstenregionen am Atlantik verlässlich und ganzjährig nutzbar. Entsprechend legt die Regierung 2009 zunächst einen Solarplan vor, ein Jahr später folgt das Windenergieprogramm.
KfW Finanzpartner der ersten Stunde
Die KfW unterstützt den Windenergie-Ausbau von Anfang an. Sie finanziert nicht nur den ersten Pilot-Windpark Marokkos. Durch die Bereitstellung zinsverbilligter Kredite in einer Höhe von 200 Millionen Euro trägt sie auch wesentlich zur Finanzierung von insgesamt zwei Windenergie-Standorten in Marokko bei. Weitere europäische Finanzierungspartner sind die Europäische Investitionsbank, die ebenfalls ein Darlehen von 200 Millionen Euro gewährt, und die Europäische Union, die einen Zuschuss von 15 Millionen Euro bereitstellt. Die Gesamtkosten für den Bau der beiden Windparks werden auf 520 Millionen Euro veranschlagt. Die Koordination der internationalen Kapitalgeber liegt bei der KfW als Lead-Financier.
Als Projektträger der Windparks fungiert die nationale Energie- und Wasserversorgungsbehörde Marokkos – das Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable (ONEE). Für die konkrete Umsetzung der Windparks sind von Beginn an Public Private Partnerships (PPP) vorgesehen – ein Ansatz, der sich bislang auszahlt. Denn durch die PPP bringen die privaten Unternehmen nicht nur ihr Know-how ein. Sie beteiligen sich auch mit frischem Kapital an den Projektgesellschaften und tragen so zu deren Finanzstabilität bei. Im Rahmen einer internationalen Ausschreibung haben sich Nareva (Marokko) und ENEL Green Power (Italien) als private Projektentwickler durchgesetzt. Für den Bau der Windkraftanlagen zeichnet der spanisch-deutsche Windkraftspezialist Siemens Gamesa verantwortlich.
Der neue Windpark kann eine Millionenstadt versorgen
Fast 15 Jahre nach den ersten Plänen zur Nutzung der Windkraft an Marokkos Küsten zeigt sich, dass sich die Investitionen gelohnt haben: Insgesamt sind Windparks mit einer Gesamtkapazität von 2.400 Megawatt entstanden – das ist knapp die Hälfte der Energie, die Marokko insgesamt durch Erneuerbare generiert. Allein der neue von Siemens Gamesa gebaute Windpark Jbel Lahdid trägt mit einer Leistung von 270 Megawatt zur Gesamtbilanz bei.
Fachleute erwarten, dass der Standort jährlich etwa 950 Gigawattstunden an Energie erzeugen wird – das entspricht dem Stromverbrauch einer Stadt mit rund 1 Million Einwohnern wie etwa Fès oder auch Marrakesch und Tanger, deren Bevölkerung ebenfalls bei rund einer Million Menschen liegt. Dabei leistet die Anlage einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz: knapp 600.000 Tonnen an CO2-Emissionen dürften pro Jahr durch den neuen Windpark eingespart werden. Das ist etwa ein Fünftel der gesamten CO2-Reduktion, die Expertinnen und Experten für den Zeitpunkt nach der Finalisierung aller marokkanischen Windparks errechnet haben.
Auch Bevölkerung profitiert
Zahlreiche weitere Sektoren profitieren durch die Installation und die Inbetriebnahme von Jbel Lahdid. Siemens Gamesa hat einige Turbinen-Komponenten in Marokko gefertigt – und damit Arbeitsplätze im Land geschaffen. Weitere 500 Arbeitsplätze sind durch den Bau und den Betrieb des Windparks entstanden. Schließlich kommt auch die neu errichtete Infrastruktur einer Vielzahl von Menschen in der Region zugute. So hat die Projektgesellschaft insgesamt circa 70 Kilometer an neuen Straßen gebaut. Diese schließen nicht nur die Turbinen an das allgemeine Verkehrsnetz an, sie verbinden auch 14 ländliche Gemeinden miteinander, die dadurch eine bessere Entwicklungsmöglichkeit bekommen.
Was einst eine visionäre Idee war, spart heute ganz real CO2-Emissionen ein und trägt zur Verbesserung der Lebensbedingungen vieler Menschen bei. Die Finanzierung der Windparks durch europäische Institutionen zahlt sich darüber hinaus auch für die Industrie der Geberländer aus. So hat Siemens Gamesa im Rahmen des Projekts insgesamt 100 Windräder geliefert und installiert. Perspektivisch könnte der unter hervorragenden Bedingungen hergestellte Strom einmal dazu beitragen, grünen Wasserstoff in Marokko herzustellen und nach Deutschland zu liefern. Auch diese Vision kann Wirklichkeit werden – die Leitungen dazu sind jedenfalls in Planung.
Seite teilen
Um die Inhalte dieser Seite mit Ihrem Netzwerk zu teilen, klicken Sie auf eines der unten aufgeführten Icons.
Hinweis zum Datenschutz: Beim Teilen der Inhalte werden Ihre persönlichen Daten an das ausgewählte Netzwerk übertragen.
Datenschutzhinweise
Alternativ können Sie auch den Kurz-Link kopieren: https://www.kfw-entwicklungsbank.de/s/dezBWrMC.DKqA
Link kopieren Link kopiert