Spielen und Lernen im Ausnahmezustand

Kinder sitzen und liegen auf ihren Betten in einem Schutzraum eines Kindergartens in Schytomyr
Im Schutzraum eines Kindergartens in Schytomyr: Hier kann trotzdem gespielt werden.

Das Kriegsgeschehen in der Ukraine trifft Kinder hart. Regelmäßiges Sirenenheulen, der Wechsel in Schutzräume oder Bunker, bei Tag und bei Nacht, – all das gehört für Ukrainerinnen und Ukrainer, ob groß oder klein, mittlerweile zum Alltag. Gerade deswegen ist es wichtig, dass Schulen und Kindergärten weiter geöffnet bleiben, denn die Gemeinschaft mit anderen, das Spielen mit Gleichaltrigen kann Entlastung und Freude bringen. Umgekehrt wäre eine Unterbrechung des Bildungsbetriebs eine zusätzliche Gefahr für die Kindesentwicklung. Welche negativen Wirkungen solche Schließungen annehmen können, hat sich weltweit eindrücklich während der Corona-Pandemie gezeigt, auch wenn die Krisen nicht eins zu eins vergleichbar sind: Lernfortschritte gehen verloren oder, schlimmer noch, Fähigkeiten werden gar nicht erst erworben.

Tipps und Tricks für Krisenzeiten

Drei Erzieherinnen aus Schytomyr nehmen an einem UNICEF-Kurs teil.
Drei Erzieherinnen aus Schytomyr nehmen an einem UNICEF-Kurs teil.

Allerdings brauchen Kinder in solchen Zeiten eine andere Ansprache und Betreuung. Darauf müssen sich auch die Erzieher*innen einstellen. Um ihnen Tipps und Tricks genau dafür an die Hand zu geben, bietet das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) Trainingskurse und Fortbildungen unter dem Titel „Psychologische Unterstützung des Bildungsprozesses unter Krisenbedingungen in der Ukraine“ an. Allein im Oktober und November 2023 haben mehr als 4.300 Psycholog*innen und Erzieher*innen an solchen Kursen teilgenommen.

So auch drei Frauen aus einer Einrichtung in Schytomyr, einer Großstadt in der Zentralukraine. Sie haben einen dreitägigen Kurs besucht und dort zum Beispiel gelernt, wie man Kinder mit Phantasie und Ablenkung beruhigen und besänftigen kann. Etwa mit leiser Musik oder mit einem Spiel, bei dem alle träumen, sie seien Schmetterlinge, die durch den Raum „schweben“. Auch Basteln und Kneten zur rechten Zeit sorgt für Entspannung.

Ein sicheres Spiel- und Lernumfeld schaffen

Die Kurse sind Teil des UNICEF-Programms in der Ukraine, das die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung mit insgesamt 130 Millionen Euro unterstützt. Es sorgt dafür, dass der Wiederaufbau die Belange von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt und besteht aus verschiedenen Teilen; einer dient dazu, Schulen und Kindergärten offen zu halten und dort angemessene Bildungsinhalte und pädagogische Konzepte anzubieten. Gebäude werden wieder instandgesetzt und ausgestattet, um ein sicheres Lern- und Entwicklungsumfeld zu schaffen. Dazu gehören aber auch Aus- und Fortbildungen für Betreuer*innen sowie psychologische Unterstützung für traumatisierte Kinder und Jugendliche, vor allem aus vertriebenen Familien.

In Schytomyr wenden die Erzieher*innen das in den UNICEF-Kursen Gelernte an und versuchen, für die Kinder einen Rückzugsort zu schaffen, in dem sie sich trotz aller Gefahren behütet und sicher fühlen können. Das gilt auch für den Schutzraum, der zum Kindergarten gehört, hell gestrichen und voller Spielzeuge ist. Bei Luftschutzalarm müssen die Kinder dort zwar enger zusammenrücken, können aber weiterspielen. Und wenn sie dennoch Angst bekommen, greifen die Erzieher*innen auf die gelernten pädagogischen Strategien zurück. „Die neuen Techniken helfen Kindern, miteinander zu kommunizieren und Stress abzubauen“, berichtet eine Erzieherin.

Insgesamt sollen fast 1,4 Millionen konfliktbetroffene Kinder und deren Familien über das UNICEF-Programm soziale Dienstleistungen erhalten. Das gilt ganz besonders für Angebote im Bereich frühkindliche Bildung und Kinderschutz, inklusive Beratung und Unterstützung von Eltern und Erziehungsberechtigten.

Blondes Mädchen mit Pferdeschwanz und Pony guckt in die Kamera. Im Hintergrund spielen Kinder an einem Tisch.
Die fünfjährige Mariia geht gerne in den Kindergarten, auch in den Schutzraum: Dort kann sie ihre Freundinnen treffen.