Meldung vom 06.02.2025 / KfW Entwicklungsbank
Energiekooperation im Mittelmeer
Ein neues Unterseestromkabel soll Tunesien mit Sizilien verbinden
![Arbeiter rollen ein großes Kabel auf](https://www.kfw-entwicklungsbank.de/Bilder/Bilderordner/Aktuell-2025/2025_News_ELMED_Tunesien_Responsive_1280x520.jpg)
Italien und Tunesien trennen 200 Kilometer Mittelmeer: Auf der einen Seite befindet sich die südliche Grenze der EU, auf der anderen liegt der nördlichste Zipfel Afrikas. Doch schon bald werden Tunesien und die EU – zumindest energietechnisch – näher zusammenrücken. Geplant ist ein Unterseestromkabel, das zwischen der tunesischen Halbinsel Cap Bon und Sizilien verlaufen soll.
Das Kabel, von der KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mitfinanziert, wird insgesamt 220 Kilometer überbrücken, 20 davon an Land, und eine wichtige weitere Stromverbindung zwischen den beiden Kontinenten bilden. Das Projekt nennt sich ELMED, was für „Electricity“ und „Mediterranean“ – Strom und Mittelmeer - steht. Der tunesische Netzbetreiber STEG und der italienische Netzbetreiber TERNA setzen das Großprojekt gemeinsam um.
ELMED ist ein für beide Seiten strategisch bedeutsames Vorhaben, denn die Verbindung markiert einen symbolischen Schritt hin zu einer stärkeren Energiezusammenarbeit zwischen Europa und Nordafrika. Das Vorhaben gliedert sich in die EU-Konnektivitätsinitiative Global Gateway ein – eine europäische Alternative gegenüber den Infrastrukturangeboten Chinas entlang der Neuen Seidenstraße. Wichtig ist der transformative Charakter des Projekts: Tunesien kann sich dadurch mit dem europäischen Stromnetz verbinden und seine Abhängigkeit von teureren, fossilen Energieimporten aus Algerien reduzieren; Europa verschafft sich Zugang zu einer potenziellen Quelle für zukünftigen grünen Strom aus Nordafrika, basierend auf erneuerbaren Energien.
Blendende Aussichten für Solarenergie
Tatsächlich hat Tunesien blendende Aussichten in Bezug auf Erneuerbare, das gilt vor allem für Solar-, aber auch Windenergie. Mit etwa 3.000 Sonnenstunden pro Jahr, und damit ungefähr doppelt so vielen wie in Deutschland, hat das Land ein riesiges Potenzial an Sonnenenergie, das es bisher nicht einmal in Ansätzen nutzt. Erst etwa fünf Prozent der Stromproduktion kommen derzeit aus erneuerbaren Quellen, der Großteil wird auf Basis von Gas hergestellt.
Erschwerend hinzu kommt: Mit rund 60 % importiert Tunesien einen Großteil seines Erdgases aus dem Nachbarland Algerien. Das macht abhängig und belastet den tunesischen Haushalt zusätzlich, seit Algerien die vormals niedrigen Preise in Richtung Weltmarktniveau angehoben hat.
Vor diesem Hintergrund möchte Tunesien umsteuern und sein Potenzial an erneuerbaren Energien viel stärker als bisher ausschöpfen. Bis 2030 sollen 35 % des Stroms aus regenerativen Quellen stammen, und bis zur Mitte des Jahrhunderts hat sich das Land vorgenommen, klimaneutral zu sein.
Höhere Netzstabilität, mehr erneuerbare Energien
Für die Verwirklichung dieser ehrgeizigen Ziele spielt auch das Unterseekabel ELMED eine Rolle. Denn neben deutlich höheren Erzeugungskapazitäten braucht es auch Anpassungen am Stromnetz. Die geplante Integration des tunesischen Strommarktes in das europäische Verbundsystem ermöglicht es, Elektrizität aus Europa zu beziehen. Das wird Tunesiens Abhängigkeit von Algerien vermindern und den Anteil von Erneuerbaren am Strommix erhöhen, der in Italien schon heute bei 37 % liegt und bis 2030 auf 70 % steigen soll.
Gleichzeitig wird das Hochspannungskabel auch zur Netzstabilität beitragen, eine wichtige Voraussetzung für die Integration von mehr Strom aus erneuerbaren Quellen in Tunesien. Klar ist: Die verbesserten Rahmenbedingungen des Stromnetzes dürften zusätzliche private Investitionen anlocken. Für Tunesien schafft ELMED also gleich mehrere Vorteile, im Gegenzug erhofft sich die EU über die Stromnetzverbindung mittelfristig Stromimporte auf Basis von erneuerbaren Energien.
Modernisierung des tunesischen Stromsystems
Zum Unterseekabel selbst kommt noch weitere dazugehörige Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei Konverterstationen und ein Umspannwerk, die zum Ausbau und zur Modernisierung des tunesischen Stromsystems beitragen werden. Die KfW plant darüber hinaus auch die Modernisierung der tunesischen Netzleitwarte zu finanzieren. Sie soll dabei helfen, die Stromversorgung noch stabiler und effizienter zu gestalten, und gilt als wichtiger Baustein für den geplanten Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.
Die Gesamtkosten für ELMED belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro. Den größten Teil dafür stellt die EU-Kommission mit gut 307 Mio. Euro im Rahmen der Global Gateway Initiative zur Verfügung. In deren Rahmen wird die EU bis 2027 weltweit 300 Milliarden Euro unter anderem für Digitales, Energie und Verkehr ausgeben. Auch die Weltbank (WB), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) beteiligen sich mit günstigen Darlehen an ELMED, sowie die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des BMZ.
Wenn im Jahr 2029 das Kabel in Betrieb genommen wird und Strom zwischen Europa und Afrika fließt, dann schließt sich dadurch eine wichtige Lücke zwischen beiden Kontinenten. Entsprechend bezeichnet die zuständige Bereichsleiterin der KfW, Andrea Hauser, diese direkte Stromverbindung zwischen Afrika und Europa auch als „historisch“ und „wegweisend“.
Seite teilen
Um die Inhalte dieser Seite mit Ihrem Netzwerk zu teilen, klicken Sie auf eines der unten aufgeführten Icons.
Hinweis zum Datenschutz: Beim Teilen der Inhalte werden Ihre persönlichen Daten an das ausgewählte Netzwerk übertragen.
Datenschutzhinweise
Alternativ können Sie auch den Kurz-Link kopieren: https://www.kfw-entwicklungsbank.de/s/dezBWrMC.DMMA
Link kopieren Link kopiert