Meldung vom 24.03.2015 / KfW Entwicklungsbank, Nachhaltigkeit

Die Wälder schützen, den Menschen helfen

KfW unterstützt Erhalt der Biodiversität in Laos und Vietnam

Das kleine laotische Dorf Photang liegt nicht weit von der Straße entfernt: Hütten sind auf Pfählen gebaut, Kinder in kurzen Hosen und T-Shirts laufen barfuß über die nackte Erde. Einige Frauen tragen Babys auf dem Arm, in Fenstern hängt Wäsche zum Trocknen. In der untergehenden Abendsonne wirft der Bauer Amhalang Buan Körner zwischen seine Hühner: Sie laufen wild durcheinander und picken eifrig nach dem Futter. "Die Hühnerzucht bringt mir zusätzliches Geld ein, um meine Familie zu ernähren", sagt er stolz und mit einem Lachen auf den Lippen.

Der Ort, in dem er mit seiner Frau und fünf Kinder lebt, liegt in unmittelbarer Nähe des Xe Sap Nationalparks in Laos. Ein riesiges Gebiet mit seltenen Tier- und Pflanzenarten, das an Zentralvietnam grenzt. Die großen Waldflächen tragen dazu bei, Treibhausgase zu senken und damit das Klima zu schützen. Doch die Vielfalt und Biodiversität ist bedroht – durch Brandrodung, illegalen Holzhandel und Wilderei. Zusammen mit der Umwelt- und Naturschutzorganisation WWF unterstützt die KfW Entwicklungsbank im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMUB) ein Programm, das dazu beträgt, den laotischen Nationalpark, drei weitere Parks in Vietnam und zwei Waldkorridore zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten.

"Dazu gehört es auch, für die Menschen in den angrenzenden Dörfern neue Einkommensquellen zu erschließen", erläutert der Projektleiter Fanie Bekker, der aus Südafrika stammt und über langjährige Erfahrungen im Natur- und Tierschutz verfügt. Mit den "einkommensschaffenden Programmen" soll verhindert werden, dass die Bevölkerung in die Nationalparks eindringt, um zu wildern oder Holz illegal zu schlagen. In dem Dorf Photang zeigt sich der Erfolg: In einer Versammlung erzählen die Dorfbewohner, dass sie jetzt verstärkt Bananen und Reis anbauen oder eben Hühner züchten. Heute verdienen sie damit Ihren Lebensunterhalt, früher seien sie oft in den Wald eingedrungen, um Früchte zu sammeln oder Holz zu schlagen – auch, weil sie gar nicht wussten, wo das Schutzgebiet beginnt.

Ein Dorf in einem großen Waldgebiet in Laos. Kinder sitzen an einem Teich
Die großen Waldgebiete in Laos und Vietnam tragen zum Klimaschutz bei. Die KfW hilft mit, die Natur zu schützen und den Menschen in den Dörfern neue Perspektiven zu geben.

Für die Bewohner der Dörfer werden neue Einkommensquellen erschlossen

Die Beteiligung der Dorfbewohner ist ein wichtiger Teil des Schutzgebietsmanagements, das im Zentrum des Projektes steht: Dazu werden Managementpläne entwickelt, Wildhüterstationen aufgebaut und junge Laoten und Vietnamesen zu Ranger ausgebildet. Auch in der Nähe des Dorfes Photang gibt es für die jungen Ranger einen einfachen Außenposten. Dort schlafen sie auf dünnen Matratzen in Schlafsäcken auf dem Boden, meist unter einem Moskitonetz. "Von dort gehen die jungen Männer regelmäßig auf Patrouille", erläutert Fanie Bekker - vor allem um Wilderer abzuschrecken und den Wildbestand zu schützen. Die Ranger zerstörten bei ihren Kontrollgängen auf vietnamesischer und laotischer Seite mehr als 50.000 Tierfallen und rund 1.000 illegale Camps.

Neben der Wilderei ist vor allem der illegale Einschlag ein Problem: Der Handel mit Holz spielt auf laotischer und vietnamesischer Seite eine große Rolle und führt dazu, dass immer mehr Waldflächen zerstört werden. Das Sammeln von umfangreichen Daten zum Holzeinschlag ist deshalb zentraler Bestandteil des Vorhabens. Die Daten werden auf lokaler Ebene mit Wissen und Unterstützung von Forstbehörden erhoben. Der Projektpartner WWF hat darüber hinaus eine umfangreiche Studie erstellt, auch mit Satellitenaufnahmen, über Art und Umfang der Abholzungen und des Holzhandels.

Die Daten zeigen, dass ein hoher Anteil des gehandelten Holzes offenbar aus "nicht identifizierbaren Quellen" stammt. In enger Zusammenarbeit mit den vietnamesischen und laotischen Behörden soll dazu ein noch umfassenderes Kontrollsystem entwickelt werden, um den möglichen illegalen Handel künftig noch stärker zu bekämpfen.

Der Wald soll nicht nur geschützt, sondern auch wiederaufgeforstet werden. Auf der vietnamesischen Seite wurden mehr als 50 Hektar Land mit neuen einheimischen Bäumen bepflanzt. Mehr als 300 Familien oder dörfliche Gemeinschaften erhielten Nutzungsrechte für Waldflächen, die sie selber angelegt hatten.

Hühnerzucht in einem Dorf in Südlaos
Durch die Zucht von Hühnern verdient der laotische Bauer Amhalang Buan zusätzliches Geld.

Junge Ranger patrouillieren in den Nationalparks und installieren Kamerafallen

Wie engagiert die Menschen sich am Naturschutz beteiligen, lässt sich auch in dem Dorf Aho feststellen. Den Ort erreicht man über einen rumpeligen Feldweg, der durch Bachläufe und über mit Baumstämmen errichtete wackelige Brücken führt: Auch hier verdienen viele der Bewohner zusätzliches Einkommen mit Fischzucht und Gemüseanbau. Vom Dorfplatz fällt der Blick auf das satte Grün in den Bergen des angrenzenden Nationalparks.

Ein schmaler Trampelpfad führt vom Dorf in den Park: Der junge Ranger Kakeo Phimmaben läuft mit seinen Kollegen, die in grüne Overalls gekleidet sind, rasch voran. Er stoppt an einem kleinen Bach und erklärt dort, was die junge Männer auf Patrouille tun: Sie zerstören nicht nur Tierfallen und illegale Lager, sondern sammeln die hier in der Regenzeit häufig vorkommenden Blutegel ein. Die Tierchen werden in ein chinesisches Labor geschickt. Dort lässt sich feststellen, an welchen Tieren sie gesaugt haben und das lässt Rückschlüsse auf die Artenvielfalt im Park zu.

Besonders stolz ist der junge Ranger auf die Kamerafallen, die sie im Park installieren. Sie lösen Fotos aus, wenn ein Tier in unmittelbarer Nähe vorbei läuft. Eine dieser Kameras entdeckte im vergangenen Jahr das sehr seltene Wildrind Saola, das schon fast als ausgestorben galt. "Das war für uns eine großartige Entdeckung", freut sich Fanie Bekker. Darüber hinaus konnte durch Fotos dieser versteckten Kameras auch die Präsenz von Schwarzbären in dem Gebiet bestätigt werden.

Text: Michael Ruffert

Ein junger laotischer Ranger zeigt eine Fotofalle.
Stolz präsentiert der junge Ranger Kakeo Phimmaben eine Kamerafalle. Eines dieser Geräte fotografierte das seltene Wildrind Saola.

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