Meldung vom 08.03.2017 / KfW Entwicklungsbank

Schrottverwertung, aber richtig

Innovative Lösung zur Entsorgung schädlichen Elektromülls in Ghana

Elektroschrott wird in Ghana von informellen Sammlern recycelt, allerdings nicht fachgerecht. Die Sammler gefährden ihre Gesundheit und die der Anwohner, wenn sie alte Fernseher oder Computer ausschlachten und dabei Plastikteile verbrennen. Die KfW unterstützt im Auftrag der Bundesregierung einen neuen Ansatz für umweltschonendes Recycling, der gleichzeitig das Einkommen der Sammler nicht gefährdet.

Ein beißender Geruch liegt über dem Stadtteil Agbogbloshie in Ghanas Hauptstadt Accra. Etwa 9.000 bis 12.000 Sammler horten und verwerten hier Elektroschrott. "Toxic City" wird das Viertel auch genannt, ein Konglomerat aus meist slumartigen Häusern und Hütten, Verkaufsbuden und Müllhaufen. Jeder weiß, dass die Schrottverarbeitung nicht nur die Gesundheit der Menschen gefährdet, sondern auch die Lebensmittel auf dem benachbarten Marktplatz und das Grundwasser verunreinigt. Im Boden wurden bereits Schwermetalle und Schadstoffe nachgewiesen.

Der Schrott stammt teils aus Ghana selbst, wo häufig gebrauchte Geräte verwendet werden mit einer kurzen Lebensdauer. Es landen aber auch immer wieder Waren aus Europa in Agbogbloshie, obwohl das "Basler Übereinkommen über gefährliche Abfälle" den Export untersagt.

Elektrokabel werden in Ghana verbrannt
Beim Abbrennen der Elektrokabel entstehen giftige Dioxine

Jungen und Männer verbrennen die Plastikummantelungen von Kupferkabeln, um an den wertvollen Rohstoff zu kommen. Auch Plastikteile von Elektrogeräten werden angezündet. Dabei entstehen Dioxine, die Krebs erzeugen. Die Entsorgung bleihaltiger Batterien und Bildschirme führt zur Belastung mit Schwermetallen. Die Sammler leben von ihrer gefährlichen Arbeit. Eine Schließung der Mülldeponien würde ihre wirtschaftliche Existenz bedrohen und das Problem nur verlagern.

Auf Betreiben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hin, haben die ghanaische Regierung und KfW gemeinsam ein Projektkonzept entworfen, das eine andere Lösung vorsieht: Der Elektroschrott, dessen Recycling besonders gefährlich ist, wird den Sammlern abgekauft, und zwar zu einem Preis, der knapp aber spürbar über dem Marktpreis liegt. Damit wird der Schrott der ungeregelten Verwertung entzogen. Unternehmen mit Erfahrung und den nötigen Vorrichtungen werden dann mit der fachgerechten umweltfreundlichen Entsorgung des Schrotts beauftragt. Diese konnten bisher mit den informellen Sammlern nicht konkurrieren und arbeiteten hauptsächlich für große lokale Unternehmen mit anspruchsvollen Umweltstandards.

Die Differenz zwischen dem – künstlich erhöhten – Einkaufspreis für den Elektroschrott und dem Marktwert wird durch die KfW-Finanzierung getragen. Auch der Bau der Sammelstelle wird dadurch finanziert. Die KfW fördert das Projekt mit zunächst 10 Mio. EUR, weitere 10 Mio. EUR werden bereit gestellt, sofern das Konzept aufgeht. Es wird angestrebt, mindestens 200 Tonnen Kabel und 2.000 Tonnen Kunststoffgehäuse aufzukaufen und dem geregelten Recycling zuzuführen.

Ghana ist bereits einen Schritt voran gegangen und hat das Basler Abkommen in nationales Recht überführt. Seit Sommer 2016 besteht damit eine rechtliche Grundlage, gegen das informelle Recycling vorzugehen. Außerdem wurde ein Einfuhrzoll auf alte Elektronikgeräte festgelegt, dessen Einnahmen einer fachgerechten Entsorgung zugutekommen sollen. Dies ist auch ein wichtiger Schritt, um den innovativen Projektansatz in ein nachhaltiges ghanaisches Finanzierungskonzept einzubetten.

Die informelle Schrottverwertung sichert das Einkommen mehrerer Tausend Menschen in Ghana.
Die informelle Schrottverwertung sichert das Einkommen mehrerer Tausend Menschen in Ghana.