Meldung vom 07.04.2017 / KfW Entwicklungsbank

Ein Weg aus Depression und Trauma

KfW finanziert psychotherapeutische Unterstützung für Gewaltopfer

Depressionen und Traumata sind nicht auf die reichen Industrieländer beschränkt, sondern kommen überall auf der Welt vor. Dreiviertel aller Menschen mit psychischen Krankheiten leben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die Weltgesundheitsorganisation hat den diesjährigen Weltgesundheitstag am 7. April dem Thema "psychische Gesundheit" gewidmet. Die KfW unterstützt im Auftrag der Bundesregierung in einer Reihe von Ländern Maßnahmen zur psychosozialen Gesundheit.

Viele Jugendliche aus Syrien, die in den Irak geflohen sind, haben Gewalt erlebt. Zum Teil wurden sie verschleppt, versklavt oder zwangsverheiratet. Die Kriegserlebnisse belasten sie stark und können zu psychischen Problemen führen. Um ihre seelische Not zu lindern und psychosoziale Hilfe zu bieten, unterstützt die KfW das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) mit einem Zuschuss von 5 Mio. EUR aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Insgesamt sollen damit mehr als 10.000 Kinder, davon die Hälfte Mädchen, psychisch betreut und behandelt werden. 2.000 Freiwillige nehmen an Fortbildungen teil, damit sie betreuend tätig werden können. 35.000 Flüchtlinge und Binnenvertriebene nehmen an Kampagnen teil, die über Risiken und Folgen von Gewalt aufklären.

Die KfW finanziert nicht nur im Irak, sondern auch in weiteren Ländern Projekte zu psychosozialer Gesundheit. Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen haben ihre Ursache oft in äußeren Einflüssen. In Entwicklungsländern sind das vor allem Armut und Not, aber auch Naturkatastrophen, Flucht und Gewalt. Zugleich verfügen ärmere Länder kaum über angemessene Möglichkeiten der Behandlung. Geschätzte 80 Prozent aller Menschen mit neuropsychiatrischen Krankheiten können sich dort entsprechende Therapien nicht leisten, falls sie überhaupt angeboten werden.

"Angesichts zunehmender Konflikte vor allem in Nordafrika und im Nahen Osten werden wir künftig noch mehr solcher Programme fördern", sagt KfW-Projektmanager Sascha Stadtler. "Denn die Aufarbeitung erlebten Leids ist ein wichtiger Beitrag für einen persönlichen Neuanfang – und für den Wiederaufbau eines Landes."

Liberia und Kongo – Hilfe für Opfer von Gewalt

Im Südosten Liberias, wo 14 Jahre lang Bürgerkrieg herrschte, unterstützt die KfW schon seit Jahren die Nichtregierungsorganisation medica mondiale, die im Rahmen eines größeren Programms Therapien für missbrauchte Frauen und Mädchen anbietet. Während des Krieges wurden rund 70 Prozent aller Frauen in Liberia vergewaltigt. Sexuelle Gewalt ist bis heute weit verbreitet. Entsprechend hoch ist der Bedarf an Unterstützung.

Wie im Irak bilden auch in Liberia Freiwillige, die dafür fortgebildet wurden, ein Schutznetzwerk als erste Anlaufstelle für Gewaltopfer. Eigens errichtete "Palaver-Hütten" bieten Rückzugsräume für Frauen und Mädchen. Hier können sie in einem geschützten Raum über ihre Erfahrungen sprechen. Bei Bedarf übernehmen Fachkräfte die psycho-soziale Betreuung. Bisher erhielten knapp 1.700 Frauen und Mädchen eine solche Unterstützung. "Das Programm soll nicht nur dabei helfen, Gewalterlebnisse zu verarbeiten, sondern die Landesgegend insgesamt zu stabilisieren. Aussöhnung mit der Vergangenheit ist dabei ein wichtiger Faktor", beschreibt Projektmanager Stefan Lindemann den KfW-Ansatz.

Auch im Osten Kongos wurden durch Finanzierungen der KfW mittlerweile zehntausende Frauen medizinisch behandelt oder psychosozial betreut. Die Vergewaltigungsrate im Osten Kongos gehört zu den höchsten der Welt. Weil das Thema mit großer Scham behaftet ist, hat die KfW – ähnlich wie in Liberia – zusammen mit der unabhängigen Organisation Heal Africa ein Modell für den Umgang mit vergewaltigten Mädchen und Frauen entwickelt. Ein zentrales Element sind dabei lokale Beraterinnen. Hunderte von ihnen wurden ausgebildet. Sie kennen den Alltag der Frauen und sind auch dann noch vor Ort, wenn das Projekt abgeschlossen ist. Sie sprechen mit den Opfern und ihren Angehörigen, wirken bei öffentlichen Aufklärungen mit und helfen so dabei, Traumata abzumildern. Zum Programm gehören auch Einkommen schaffende Maßnahmen, die Frauen dabei helfen, eine neue Existenz aufzubauen. Denn erst durch ein Mindestmaß wirtschaftlicher Selbstständigkeit können sie den Kreislauf von Gewalt und Erniedrigung endgültig durchbrechen.

Gesprächskreis in Liberia
Sogenannte "Palaver-Hütten" in Liberia bieten Raum für Gespräche etwa über die Rechte von Frauen.