Meldung vom 01.08.2017 / KfW Entwicklungsbank
Notizen aus…China
Gefiederte Raritäten

Am Hengshui-See südlich von Peking soll es eine der seltensten Vogelarten der Erde geben, und das mitten in einem von der KfW im Auftrag der Bundesregierung geförderten Feuchtgebiet. An einem nebligen Morgen im März wanderte ich mit Biologieprofessor Wu Dayong von der Hengshui-Universität und dem britischen Vogelkundler Terry Townshend los. Nachdem sich der Nebel gelichtet hatte, herrschten bei klarem Himmel und Temperaturen um den Gefrierpunkt nahezu ideale Bedingungen für die Vogelbeobachtung. Uns bewegte die Frage: Würden wir die seltene Ente antreffen? Aufmerksam erkundeten wir Wasserfläche und Uferbereiche mit unseren Ferngläsern. Es gab viel zu sehen: Farbenprächtige Mandarinenten und quirlige Papageimeisen mit bizarr geformten Schnäbeln. Und dann, beim ich-weiß-nicht-wievielten Blick durchs Fernglas, die Frage: "Ist das nicht eine?"
Objekt unserer Neugierde war die Schwarzkopf-Moorente (Aythya baeri), die seltenste Entenart Chinas. Mit weltweit weniger als 1.000 Exemplaren ist diese Ente seltener als der Große Panda. Informationen der World Conservation Union zufolge hat die Population in den letzten Jahren dramatisch abgenommen – verursacht vor allen Dingen durch den rasanten Schwund von Seen und Mooren als geeigneten Lebensräumen, aber auch durch Wilderei und Fang. Bisher war die Ente in Hengshui schon beobachtet worden – jedoch fehlten Sichtungen zwischen Januar und April.
Rekordzahl
Doch die 40fache Vergrößerung von Terrys Fernrohr zeigte sich ohne Zweifel: Wir hatten unsere erste Schwarzkopf-Moorente etwa 200 Meter vor uns auf dem See gesichtet. Doch damit nicht genug: Kurz darauf sahen wir weitere Exemplare, und es kamen immer noch mehr dazu. Schließlich zählten wir insgesamt über 300 Individuen, also rund ein Drittel der weltweit bekannten Population. Dies war ein neuer Rekord für diese Rarität.
Ein Fazit unserer Mission: "Flying Pandas" kommen am Hengshui-See in größerer Zahl vor, als wir zu hoffen gewagt hätten. Damit gewinnt das Feuchtgebiet eine internationale Bedeutung. Als nächste spannende Frage ist nun zu klären, wie viele der seltenen Enten die Brutzeit im Sommer in Hengshui verbringen und für Nachwuchs sorgen. Dafür werden konstante Wasserstände und störungsfreie Rast- und Brutzonen benötigt, Hausaufgaben auch für das KfW-Projekt.
Weitere Informationen zu der Schwarzkopf-Moorente, ein Sichtungsvideo sowie Fakten zum Artenschutz in China sind auf dem Blog von Terry Townshend zu finden:
Matthias Bechtolsheim ist als Technischer Sachverständiger der KfW seit Januar 2017 für Vorhaben des Naturressourcenschutzes in China zuständig.
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