Meldung vom 28.06.2017 / KfW Entwicklungsbank
Gut bezahlte Jobs für Afrikas Jugend
BAKS und KfW luden zu Diskussion über die Zukunft des Nachbarkontinents

Die wirtschaftlichen Perspektiven Afrikas und Migrationsfragen standen im Mittelpunkt der Diskussion bei einer Veranstaltung, zu der die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) und die KfW in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften in Berlin Ende Mai eingeladen hatten. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt forderte, die Ernährungssicherung im Blick zu haben, wenn es um die Bekämpfung von Fluchtursachen geht.
"Keine einfachen Rezepte" für Afrika sah KfW-Vorstand Joachim Nagel, der im Herbst die Geschäfte vom scheidenden Vorstand Norbert Kloppenburg übernimmt. Er sagte, nur einer großen internationalen Kooperation könne es gelingen, die Herausforderungen Afrikas zu bewältigen. Die afrikanische Bevölkerung wird sich voraussichtlich bis 2050 verdoppeln. Jedes Jahr werden 20 Millionen Jugendliche auf den Arbeitsmarkt strömen, für die bisher noch nicht genügend Arbeitsplätze vorhanden sind.
Thomas Wrießnig, Vizepräsident der BAKS, betonte die notwendige Verzahnung von Sicherheitspolitik mit der Entwicklungszusammenarbeit. Dieser "vernetzte Ansatz" ist im Weißbuch des Bundesverteidigungsministeriums festgeschrieben. Darüber hinaus müsse Produzenten aus Afrika ein fairer Zugang zum europäischen Markt gewährt werden.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ging auf die Ursachen von Migration ein. "Unser altbekannter Feind, der Hunger, bleibt der Hauptgrund für Flucht", erklärte er. Ein vernetztes Denken sei erforderlich, das nicht nur Sicherheitsaspekte berücksichtige, sondern auch die Ernährungssicherung im Blick habe. Er forderte, regionale Frühwarnsysteme einzurichten, damit präventive Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden könnten, bevor es zu Krisen komme.
Derzeit sind nach UN-Schätzungen in Afrika 20 Millionen Menschen auf der Flucht – Dreiviertel von ihnen finden Zuflucht in acht afrikanischen Ländern. Es gehe nicht darum, Europa vor Flüchtlingen zu schützen, sondern florierende Wirtschaftszonen zu schaffen, in denen es gut bezahlte Arbeit gebe, erklärte Günter Nooke, der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung bei einer ersten Podiumsdiskussion, in der eine kritische Bestandaufnahme gefragt war.
Inkonsistenzen in der Politik der Bundesregierung bemängelte Reinhard Palm, Leiter der Afrika-Abteilung bei Brot für die Welt. Er kritisierte einen "unabgestimmten Wettbewerb von Afrika-Konzepten" innerhalb der Bundesregierung.
Eva Terberger, Leiterin der unabhängigen Evaluierungseinheit der KfW, knüpfte an die Worte des Landwirtschaftministers an. Krisenprävention sei wichtiger als Krisenbewältigung. Bei letzterer sei die Entwicklungszusammenarbeit inzwischen deutlich besser geworden, etwa durch Unterstützung von Gemeinden, die Flüchtlinge aufnehmen. Doch es sei mehr gefordert, nämlich eine wirksame Prävention. Zwar sei bereits viel Wissen vorhanden, wie Krisen bewältigt werden könnten, doch fehle es noch an der Koordination. "Alle haben ähnliche Analysen, aber es scheint schwierig, sich gemeinsam auf den Weg zu machen."
Wachsende Bedeutung Chinas
Bei einem zweiten Panel ging es darum, Lösungen für die aufgezeigten Herausforderungen zu finden. Stefan Mair, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), sieht Afrika als großen, dynamischen Markt, der aber auch noch Investitionen benötige, um ihn zu einem attraktiven Standort zu machen. Hier setzten die Initiativen der Bundesregierung richtig an, um Außenwirtschaft zu fördern.
"Ohne ein starkes, privatwirtschaftliches Engagement auf Augenhöhe wird sich nichts bewegen", prognostizierte Georg Schmidt, Beauftragter für Subsahara-Afrika und Sahel im Auswärtigen Amt.
James Shikwati, Direktor des Inter Region Economic Network (IREN) aus Nairobi und Kritiker der klassischen Entwicklungszusammenarbeit, betonte, dass die Angebote Europas für die jungen Afrikaner attraktiv sein müssten. Gefragt seien schnelle und gut funktionierende Lösungen. Schließlich sei die Welt nicht mehr eurozentristisch, sagte Shikwati, und verwies auf die Seidenstraßen-Initiative Chinas.
Emmanuel Gyimah-Boadi, Direktor des Ghana Center for Democratic Development, steuerte die Ergebnisse von Befragungen des Afro-Barometer zur Diskussion bei. Demnach sei die Mehrheit der Afrikaner gar nicht an einer Migration interessiert, schon gar nicht an einer Auswanderung aus Afrika. Die Bereitschaft zur Migration um die Lebensumstände zu verbessern sei jedoch vor allem bei Jugendlichen unter 24 Jahren weit verbreitet. "Die Entwicklungszusammenarbeit sollte in regionale Integration investieren und Wachstum vor Ort generieren", empfahl er.
Neue vernetzte Denkanstöße wurden von allen Rednern gefordert. Sie hielten verstärkten interdisziplinären Austausch und mehr Koordination in der Zusammenarbeit aller Akteure in Europa und Afrika für nötig, um Krisen rechtzeitig zu bekämpfen und die Bedingungen für wirtschaftliche Entwicklung zu verbessern. Eine Schlüsselrolle hat dabei Afrikas Jugend.
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