Meldung vom 03.12.2018 / KfW Entwicklungsbank
Katastrophe mit Ankündigung – resistente Erreger

Überall auf der Welt wächst die Resistenz gegen gängige Medikamente, Entwicklungsländer werden dadurch aber vor besonders große Herausforderungen gestellt. Die steigende Widerstandsfähigkeit mikrobieller Organismen wie von Bakterien oder Pilzen ist mittlerweile eine ernsthafte Gefahr für die globale Gesundheit. Wie dieser schleichenden Bedrohung beizukommen ist und was dagegen unternommen werden könnte, darum drehte sich eine Veranstaltung der German Healthcare Partnership (GHP) und der KfW Entwicklungsbank in Berlin mit dem Titel "Antimikrobielle Resistenzen (AMR) – Katastrophe mit Ankündigung".
Weltweit sterben wegen AMR jedes Jahr geschätzte 700.000 Menschen einen vermeidbaren Tod. Das gilt ganz besonders für Antibiotika-Resistenzen. Grund dafür ist unter anderem der unkontrollierte und übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Medizin, in der Landwirtschaft und in Wasserkulturen. Dadurch steigt die Widerstandsfähigkeit von Erregern und erschwert die Bekämpfung von Krankheiten. Das trifft auf banale Infekte zu, aber auch auf schwere Krankheiten wie Tuberkulose, die man schon fast besiegt glaubte und die heute wieder zu den tödlichsten Infektionskrankheiten überhaupt zählt.
Diese Erreger sind ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit in ärmeren und reicheren Staaten gleichermaßen; und sie machen auch vor Grenzen nicht Halt. Aber in Entwicklungsländern sind die Gesundheitssysteme häufig nicht robust genug, um Menschen dagegen ausreichend zu schützen und zu behandeln.

Auch ein Thema für die KfW
"Deshalb sind AMR inzwischen auch ein Thema für die Entwicklungspolitik geworden", sagte KfW-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Nagel bei der Eröffnung der Konferenz, an der über 100 Gäste aus Politik, Wissenschaft, von Nichtregierungsorganisationen und der Privatwirtschaft teilnahmen. Was bei nicht beherrschten Krankheiten auf dem Spiel stehen könne, habe die Ebola-Krise in Westafrika anschaulich gezeigt, so Nagel weiter. Die drei Volkswirtschaften der betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone hätten neben vielen Tausend Toten, die zu beklagen gewesen seien, auch noch geschätzte 50 Milliarden Dollar verloren.
Große wirtschaftliche Schäden
Auch die Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ, Dr. Maria Flachsbarth, unterstrich in ihrer anschließenden Keynote-Ansprache die große Bedeutung des Themas. Die wirtschaftlichen Folgen seien immens. "Fakt ist außerdem, dass Resistenzen die Wirksamkeit etablierter Standardtherapien gefährden und Behandlungskosten in die Höhe treiben."
Roland Göhde von der GHP verwies in seiner Ansprache ebenfalls auf den großen wirtschaftlichen Schaden, der durch AMR entsteht. Dr. Tim Eckmanns vom Robert Koch-Institut zitierte Schätzungen, wonach die ökonomischen Folgen durch AMR bis zum Jahr 2050 "so schlimm wie die Finanzkrise 2008" seien.

Hier rollt eine Katastrophe auf uns zu
Bei der anschließenden Panel-Diskussion, an der sechs Experten aus dem öffentlichen und privaten Sektor, aus dem In- und Ausland teilnahmen, war man sich einig, dass es noch großer Anstrengungen an verschiedenen Enden bedarf, um das Problem in den Griff zu bekommen. Besonders gefragt seien Aufklärung und Bildung und ein größeres Bewusstsein, dass hier langsam eine Katastrophe "auf uns zurollt". Außerdem brauche es einen sachgerechteren Umgang mit Antibiotika, das heißt mehr Regulierung.
Wichtig seien zudem bessere – internationale – Überwachung und Beobachtung ("Surveillance"). Erst eine solide Datenbasis schaffe die Grundlage für angemessene Reaktionen. Auch Labore – einfache und hoch spezialisierte – seien dafür unabdingbar. Hier gibt es vielerorts große Lücken und Investitionsbedarf und damit auch Aufgaben für die Entwicklungsfinanzierung.
Mehr Forschung, mehr Innovationen
Jenseits von Hightech können selbst kleine Veränderungen einen großen Beitrag leisten. So berichtete ein Vertreter von "Ärzte ohne Grenzen", dass simples Händewaschen und Desinfizieren die Ansteckungsgefahr mit (multiresistenten) Keimen deutlich verringere. Unzureichende sanitäre Anlagen und hohe Preise von Desinfektionsmitteln in Entwicklungsländern stehen dem oft noch entgegen.
Ebenfalls gefordert wurden Anreize für mehr Innovationen und mehr Investitionen in Forschung, weil am Ende auch neue Antibiotika vonnöten seien. Um all das zu erreichen, waren sich die Diskutanten einig, brauche es den Schulterschluss verschiedener Akteure und ganz besonders den Beitrag der Privatwirtschaft, nicht zuletzt in Entwicklungsländern.
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