Meldung vom 26.11.2019 / KfW Entwicklungsbank
Armenien führt Agrarversicherungen ein
Gegen Wetterrisiken und für eine produktivere Landwirtschaft
Armenien steht am Beginn einer neuen Ära: Das Land hat vor kurzem Agrarversicherungen eingeführt, die arme Kleinbauern gegen Wetter- und Klimarisiken absichern und sie dadurch wirtschaftlich erfolgreicher machen sollen. In sechs Regionen können Landwirte jetzt Policen zum Schutz vor Hagel, Frost und Feuer abschließen. Weitere werden folgen.
Armenien lebt von der Landwirtschaft und leidet zugleich an seinen Defiziten: Fast ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts und nahezu ein Drittel der Exporterlöse gehen auf den Agrarsektor zurück. Gut 35 % aller Arbeitskräfte in Armenien verdienen ihr Einkommen in der Landwirtschaft. Allerdings handelt es sich fast ausschließlich um kleine Subsistenz- und Familienbetriebe, von denen die wenigsten Ersparnisse haben. Schon geringe Ernteausfälle bringen sie häufig direkt in existenzielle Not.
Auch fällt es ihnen meist schwer, selbst dringend nötige Investitionen zu tätigen. Zudem können sich die wenigsten Bauern gegen Wetterereignisse wie Hagel oder Frost schützen, obwohl manchmal schon einfache Netze und Folien genügen, um viel zu bewirken. Das gilt besonders für empfindliche Anbauprodukte wie Obst, von Trauben bis Kirschen, Aprikosen oder Beeren.
Gefahr durch Hagel, Frost und Dürren
Die Lage verschärft sich noch zusätzlich durch den Klimawandel, Prognosen zufolge steigen die Temperaturen in Armenien bis zum Jahr 2030 um rund 2,2 Grad. Niederschläge werden volatiler, trockene Perioden und Dürren häufiger. Aber auch Hagel und Frost stellen große Risiken für die armenische Landwirtschaft dar. Sie zerstören nicht selten die gesamte Ernte einer ganzen Gegend und richten Schäden in Millionenhöhe an.
Aus all diesen Gründen ist die Landwirtschaft in Armenien viel weniger produktiv, als sie aufgrund ihrer natürlichen Beschaffenheit eigentlich sein könnte. Trotz großer Fruchtbarkeit muss das Land sogar Nahrungsmittel einführen, und zwar im Schnitt doppelt so viele, wie es exportiert.
Das möchte die Regierung ändern. Sie schreibt der Landwirtschaft auch in ihrem jüngsten Strategiepapier wieder die “allergrößte Bedeutung für die weitere Entwicklung Armeniens” zu. Deshalb hat sie vor ein paar Jahren beschlossen, unterstützt durch die KfW Agrarversicherungsprodukte zu entwickeln und die Versicherungsprämien zu subventionieren. Davon verspricht sich die Regierung nicht nur stabilere Einkommen für Kleinbauern, die im Falle von Unwettern Entschädigungen aus ihren Versicherungspolicen erhalten, sondern auch eine höhere Kreditwürdigkeit. Damit können die Kleinbauern über Darlehen in ihre Höfe investieren und die armenische Landwirtschaft insgesamt modernisieren.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt Armenien im Auftrag der deutschen Regierung hierbei mit Know-how und Zuschüssen, weil der noch wenig entwickelte Versicherungsmarkt dort nicht aus eigener Kraft in der Lage wäre, entsprechende Produkte anzubieten. Empfänger der Mittel ist die Regierung Armeniens, die eigene Mittel beisteuert, um den Markt zu beflügeln.
Startschuss in ausgewählten Regionen
Vor kurzem gab es nun den Startschuss für den Verkauf der ersten Policen. In sechs Regionen des Landes sind mittlerweile Produkte verfügbar, die den Anbau von Trauben und Aprikosen gegen Hagel, Frühjahrsfrost und Brände absichern. Zielgruppe sind arme Haushalte, die selbständig in der Landwirtschaft tätig sind. Mittelfristig sollen die Versicherungen im ganzen Land und auch für andere Feldfrüchte angeboten werden.
Das Projekt ist Teil der InsuResilience Initiative, die 2015 im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft ins Leben gerufen wurde. Sie hat das Ziel, rund 400 Millionen Menschen in Entwicklungsländern über Versicherungen besser gegen Klima- und Wetterrisiken abzusichern.
In Armenien selbst betrachtet man den Start der ersten Agrarversicherung als wichtigen Schritt hin zu einer effizienteren, smarteren und einträglicheren Landwirtschaft. “Damit ist hier tatsächlich eine neue Ära angebrochen”, sagt auch KfW-Projektmanagerin Martina Koch.
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