Meldung vom 18.11.2020 / KfW Entwicklungsbank
450 Entwicklungsbanken verbünden sich
Gemeinsame Erklärung zu engerer Zusammenarbeit und gleichen Standards
Zum ersten Mal überhaupt haben sich Repräsentanten von 450 öffentlichen Entwicklungsbanken zu einem Gipfel zusammengefunden und eine globale Koalition begründet. Angesichts großer Herausforderungen wie der Corona-Pandemie, dem Klimawandel, einem rasanten Artenschwund und wachsender Ungleichheit gelobten die öffentlichen Banken, ihre Kräfte vermehrt zu bündeln und gemeinsam mehr zu erreichen.
„Finance in Common“ lautete der Titel der zweitägigen digitalen Zusammenkunft, der signalisieren sollte, dass die wichtigsten Entwicklungsbanken dieser Welt künftig im Gleichklang arbeiten und nach ähnlichen Kriterien „gemeinsam finanzieren“. Für die KfW nahm Vorstandsvorsitzender Dr. Günther Bräunig an dem Gipfeltreffen teil.
Zu den 450 Entwicklungsbanken gehören große wie die Asiatische oder Afrikanische Entwicklungsbank, die KfW, die Agence Française de Développement, auf deren Initiative der Gipfel stattfand, aber auch regionale und kleinere Institutionen aus allen Gegenden der Welt. Teil nahmen zum Beispiel auch die Entwicklungsbanken von Namibia, Puerto Rico oder Saint Lucia. Ebenfalls mit von der Partie waren Entwicklungsbank-Assoziationen wie der International Development Finance Club (IDFC). Der IDFC wurde bereits 2011 auf Initiative der KfW gegründet; er bildet mit seinen 26 finanzkräftigen Mitgliedern gewissermaßen den harten Kern der neuen, umfassenden aber losen Banken-Koalition.
Finanzströme umlenken
Zusammen stehen diese 450 Entwicklungsbanken für 10 Prozent der weltweiten jährlichen Investitionen. Das ist eine „geballte Power“, wie es bei dem Gipfel immer wieder hieß, mit der man deutliche Akzente in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Inklusion setzen kann. Vorausgesetzt, die Banken sehen sich hier in der Verantwortung, haben die gleichen Visionen und arbeiten auf ähnliche Ziele hin. Und genau das bekräftigten sie bei dem Treffen - ihre Finanzierungen auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) und das Pariser Klimaschutzabkommen auszurichten.
Zwei Tage diskutierten 200 Redner in 25 verschiedenen Events, was das bedeutet, wo am dringendsten angesetzt werden müsste und welchen Beitrag die Entwicklungsbanken dazu genau leisten könnten. Die Runden drehten sich immer wieder darum, dass Banken die Corona-Krise dazu nutzen sollten, mit ihren Mitteln die Welt „grüner, digitaler, gerechter und widerstandsfähiger“ zu machen, wie Jutta Urpilainen es formulierte. Die EU-Kommissarin für Internationale Partnerschaften sagte, „nachhaltige Investitionen“ von Entwicklungsbanken seien hier sehr entscheidend, ansonsten rücke das Erreichen der SDGs in weite Ferne.
KfW den SDGs verpflichtet
Unter den Rednern befanden sich neben der EU-Kommissarin, Dr. Günter Bräunig für die KfW und Rémi Rioux für die AFD auch noch WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus, die IWF-Direktorin Kristalina Georgieva, der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank Akinwumi Adesina, der Präsident der Islamischen Entwicklungsbank Bandar Hajjar und viele andere Vertreter*innen aus aller Welt.
Günther Bräunig berichtete, dass die KfW ihr Kreditvolumen in der Corona-Krise verdreifacht, dabei 90.000 Unternehmen im Inland unterstützt und ein Hilfspaket von 5 Mrd. EUR für Entwicklungsländer auf den Weg gebracht habe. „Das zeigt, wie effektiv Förderbanken arbeiten können.“ Zugleich bekräftigte er, dass die KfW sich den 17 SDGs verpflichtet fühle. Sie habe ihr gesamtes Portfolio einem „SDG-Mapping“ unterzogen; damit macht der Konzern transparent, welche positiven SDG-Beiträge von seinen jährlichen Neuzusagen zu erwarten sind.
Nachhaltigkeit ist „das neue Normal“
Als Beispiel für nachhaltige Finanzierungen nannte Bräunig das Fördern von erneuerbaren Energien zum Beispiel in Nordafrika, bei denen die KfW zu den größten Finanziers weltweit zählt. Er nannte auch die „Clean Oceans Initiative“, eine Initiative mehrerer europäischer Förderbanken, die dazu beitragen soll, den Plastikmüll in den Weltmeeren zu vermindern. „Das ist ein sehr konkretes gemeinsames Projekt zugunsten der SDGs“, bei dem fünf Banken schon 1,3 Mrd. EUR aufgebracht haben.
Mit solchen und anderen Vorhaben müssten öffentliche Förderbanken als Vorkämpfer und Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit auftreten. Das sei ihre „Mission“, so Bräunig, um den Weg für privates Kapital zu öffnen. Zum Glück „geschieht das auch schon“, „die Märkte zeigen deutliches Interesse“. Das Thema Nachhaltigkeit „ist das neue Normal“; es werde uns nicht nur bis zum Jahr 2030 begleiten - so lange sind die SDGs angelegt -, sondern auf jeden Fall bis zum Jahr 2050, sagte Bräunig.
Kleine Unternehmen und Frauen fördern
Neben Investitionen in erneuerbare Energien, Klimaschutzmaßnahmen und in den Erhalt von Biodiversität nannten viele Redner als dringende Aufgabe für Entwicklungsbanken darüber hinaus Finanzierungen für kleine und mittlere Unternehmen vor allem in Afrika. Dort drängen wegen der Bevölkerungsentwicklung etwa 20 Millionen junge Menschen pro Jahr auf den schon jetzt engen Arbeitsmarkt. Aber „Jobs entstehen nur in der Privatwirtschaft“, sagte eine Teilnehmerin, und dort vor allem bei kleinen Unternehmen, die in Afrika etwa 90 Prozent aller Firmen ausmachen. Und genau die hätten zu wenig Zugang zu Kapital. Hier sollten öffentliche Entwicklungsbanken einspringen, zumal jetzt in der Corona-Krise.
Immer wieder betont wurde in diversen Diskussionsrunden auch die große Rolle von Frauen. So forderte der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, Akinwumi Adesina, Frauen sollten im Zentrum der Arbeit von öffentlichen Banken stehen. Denn sie seien entscheidend für das wirtschaftliche Fortkommen und gleichzeitig in vielen Ländern immer noch benachteiligt. „Wenn Frauen gewinnen, gewinnt die ganze Welt.“ In diesem Geiste unterzeichneten 25 Banken am Rande des Gipfels eine Erklärung zum Thema Gender, in der sie sich zu Gender-Strategien und klaren Förderzielen für Frauen verpflichten. Die KfW zählt auch zum Kreis der Unterzeichner.
Pläne zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung entwerfen
Am Ende des zweitägigen Gipfels verabschiedeten die 450 Banken eine „Gemeinsame Erklärung“ (Joint Declaration), in der sie ihre neue Koalition begründen und sich zu verstärkter Zusammenarbeit bereiterklären. Darin verpflichten sie sich außerdem, ihre Strategien, Investitionsmuster und Aktivitäten besser aufeinander abzustimmen, auf den Klimaschutz und die SDGs auszurichten und private Mittel in Richtung kohlenstoffarmes Wirtschaften umzulenken. Alle beteiligten Banken wollen außerdem konkrete Pläne zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung umsetzen (die KfW hat diesen Schritt mit der Ausschlussliste für neue Finanzierungen bereits im Juli 2019 vollzogen). .
Zu guter Letzt sprach noch der französische Präsident Emmanuel Macron, der die neue Banken-Koalition als „kühn“ und als wichtigen Baustein zur Stärkung des Multilateralismus bezeichnete. Auch UN-Generalsekretär António Guterres lobte die Initiative, mahnte zugleich aber zur Eile. Bis zur nächsten Klimakonferenz in Glasgow, im November 2021, sollten alle anwesenden Banken ihre Portfolios an den SDGs ausgerichtet haben. „Wir brauchen mehr von allen und das schneller.“
Der nächste „Finance in Common“ Gipfel soll 2021 stattfinden, um die Verbindung zu vertiefen und um bereits erreichte Fortschritte zu messen.
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