Meldung vom 07.12.2020 / KfW Entwicklungsbank
Unterstützung für Marokko in der COVID-19-Pandemie
KfW Entwicklungsbank sagt mehr als eine Milliarde Euro für soziale Sicherung, Stabilisierung von Unternehmen und Beschäftigung sowie für die Finanzsektorreform zu.
Das Königreich Marokko ist durch die COVID-19-Pandemie stark betroffen. Nach ersten Krankheitsfällen im März 2020 hat die Regierung des Landes schnell reagiert, das öffentliche Leben weitreichend eingeschränkt und die Grenzen geschlossen. Weitreichende soziale und wirtschaftliche Folgen dieser Restriktionen waren unvermeidbar. Der Einbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten hat auch die ertragsstarken Branchen getroffen, vor allem die Luftfahrtindustrie, die Textil- und Lederbranche, die metallverarbeitende Industrie und die ebenfalls exportorientierten Autozulieferer. Das reale Bruttoinlandsprodukt Marokkos wird in diesem Jahr voraussichtlich um wenigstens 6 % sinken. Damit erlebas Land nach zwei Jahrzehnten erstmals wieder eine Rezession, die die Gesellschaft und die Wirtschaft absehbar noch im Jahr 2021 prägen wird.
Marokko ist wie viele andere Schwellenländer in dieser akuten Krisenlage besonders verletzlich. Soziale Sicherungssysteme wie Kranken- oder Arbeitslosenversicherung sind noch nicht besonders leistungsstark und robust. Vor allem Beschäftigte im informellen Sektor, die ohnehin kaum über Rücklagen verfügen, geraten jetzt schnell in existenzielle Nöte. Rund 4,3 von 8,8 Mio. Haushalten in Marokko sind von Einkommen aus dem informellen Sektor abhängig. Diese Bevölkerungsgruppen sind dringend auf Unterstützung angewiesen. Das betrifft besonders die Bevölkerung in strukturschwachen ländlichen Gegenden, vor allem Frauen. Laut einer Studie des Tourismusministeriums haben marokkanische Kunsthandwerksbetriebe während des harten Lockdowns rund 95 Prozent ihrer Einnahmen verloren.
COVID-19-Soforthilfeprogramm der Deutschen Bundesregierung
Die marokkanische Regierung hat mit ihren Entwicklungspartnern aus der internationalen Gemeinschaft schnell nach dem Auftreten der ersten Pandemieanzeichen spezielle Unterstützungs- und Stabilisierungsprogramme aufgelegt. Rund drei Milliarden Euro wurden so zur unmittelbaren Bekämpfung der COVID-19-Pandemie und zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Krisenfolgen verfügbar gemacht. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), im Rahmen eines „Corona-Nothilfeprogramms“, unterstützt auch die KfW das Land bei der Bewältigung der Krise. Dazu wurden am 27. November 2020 in Rabat zwischen dem marokkanischen Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Verwaltungsreform (MEFRA) und der KfW Entwicklungsbank Finanzierungsverträge über rund eine Milliarde Euro abgeschlossen. Die Gelder sollen größtenteils noch in diesem Jahr an Marokko ausgezahlt werden. Sie werden unter anderem für die nachfolgend beschrieben zentralen Förderansätze als Corona-Soforthilfe für die sozialen Sicherungssysteme, in Kreditgarantiemechanismen und bei der Reform des nationalen Finanzsystems eingesetzt.
Unterstützung der sozialen Sicherungssysteme
Mit der „Soforthilfe zur Bewältigung der Corona-Epidemie und ihrer Folgen“ werden der marokkanischen Regierung bis zu 300 Mio. EUR Darlehen für gezielte Fördermaßnahmen zur Unterstützung sozialer Sicherungssysteme und der Wirtschaft bereitgestellt. So werden etwa Transferzahlungen an besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen und „Kurzarbeitergeld“ finanziert, aber auch medizinische Testkapazitäten ausgebaut. Die Hilfsprogramme richten sich an den formellen und informellen Sektor.
Kreditgarantien zugunsten kleiner und junger Unternehmen
In Marokko haben es Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmen (KKMU) und Start-ups häufig schwer, Kredite zur Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit zu bekommen. Banken und selbst Mikrofinanzinstitutionen scheuen die Risiken von Zahlungsausfällen. Die COVID-19-Pandemie hat dieses Problem weiter verschärft. Dabei benötigen gerade die kleineren Privatbetriebe, die über die Hälfte der Beschäftigten umfassen, gerade jetzt in der Krise günstige Darlehen, um Kündigungen und Insolvenzen möglichst zu vermeiden. Die marokkanische Regierung beziffert den Finanzierungsbedarf zur Deckung der krisenbedingt benötigen Kreditgarantien auf rund eine Milliarde Euro bis Ende 2023. Im Auftrag des BMZ stellt die KfW dem Land daher im Rahmen der deutschen COVID-19-Soforthilfe jetzt unter anderem bis zu 400 Mio. EUR Darlehen zur Verfügung. Zusätzlich wird die staatliche marokkanische Förderinstitution Caisse Centrale de Garantie mit Expertise begleitet, damit auf die Kundenbedürfnisse angepasste und schnell abzuwickelnde Finanzprodukte zur Stabilisierung kleinerer privater Betriebe in den Markt kommen.
Reformpartnerschaft: Finanzsystementwicklung und Förderung der Privatwirtschaft
Als weiterer wichtiger Baustein der deutschen Unterstützung für Marokko in der COVID-19-Pandemie wirken Entwicklungsmaßnahmen, die die Reform des nationalen Finanzsystems und damit auch die Förderung der Privatwirtschaft zum Ziel haben. Bereits 2019 haben das BMZ und Marokko dazu eine besondere „Reformpartnerschaft“ vereinbart. Damit erfährt Marokko besondere Unterstützung für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, die das BMZ im Rahmen seines „Marshallplan mit Afrika“ zur Konkretisierung des deutschen Engagements in der G-20-Initiative Compact with Africa erbringt. Die jetzt erfolgte Unterzeichnung eines Darlehensvertrags mit der KfW über 250 Mio. EUR markiert den Startschuss dieser herausragenden Partnerschaft in der Praxis. Er kommt in der COVID-19-Krise genau zum richtigen Zeitpunkt. In den nächsten Jahren sollen weitere Reformfinanzierungen dieser Art folgen, wenn Marokko den eingeschlagenen Reformpfad im Finanzsektor konsequent und erfolgreich weitergeht. So sollen zum Beispiel die finanzielle Inklusion strukturell wirksam verankert, der Mikrofinanzsektor gestärkt, das Mobile-Banking-System des Landes ausgebaut und das Einlagensicherungssystem der marokkanischen Banken modernisiert werden.
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