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Projektinformation: Agrarökologie in Indien

    Natürliche Produktionsmethoden für kleinbäuerliche Betriebe

    Einkommen steigern und Ressourcen schützen

    Landkarte von Indien mit der Hauptstadt Neu-Delhi

    Stand: 03/2024

    Indien ist ein Land der Gegensätze. Hochhäuser, Hochtechnologie und eine florierende IT-Branche prägen viele Städte, auf dem Land hingegen dominieren kleine Dörfer. Die oft arme Landbevölkerung lebt häufig von der Subsistenzlandwirtschaft. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind sehr klein und immer mehr Ackerflächen sind degradiert. Infolge des Klimawandels kommt es häufiger zu Dürren und Überschwemmungen, was die Erträge mindert. Mit einem neuen, innovativen Projekt fördert die KfW im Auftrag der Bundesregierung die Klimaresilienz und eine nachhaltigere Landwirtschaft von Kleinstbetrieben im Bundesstaat Andhra Pradesh mit einem Darlehen von mehr als 90 Mio. Euro. Dabei werden nicht vorab die Kosten für die Programme erstattet – das Geld fließt erst, wenn Ergebnisse vorliegen.

    ProjekttitelAgrarökologie und Klimaresilienz in Andhra Pradesh/Südostindien
    AuftraggeberBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
    Land/RegionIndien
    ProjektpartnerRythu Sadhikara Samstha (RySS)

    Ausgangslage

    In Indien wächst die Bevölkerung auch auf dem Land weiter an. Aber es wird immer schwieriger, durch Landwirtschaft ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften: Mehr als die Hälfte der Ackerflächen sind von Degradation betroffen. Das Bodenleben wird zerstört und Humus abgetragen. Dies liegt auch an der unsachgemäßen Verwendung von Mineraldüngern und synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Durch Realteilung bei der Vererbung und das starke Wachstum der Bevölkerung werden die landwirtschaftlichen Betriebe außerdem immer kleiner, so dass es schwierig ist, von den Erträgen zu leben.

    Die Regierung des Bundesstaats hat sich vorgenommen, die Lage der landwirtschaftlichen Kleinbetriebe zu verbessern und die natürlichen Ressourcen stärker zu schützen. Seit 2016 fördert sie die Ausweitung von Community Managed Natural Farming, einem Ansatz, der auf Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft basiert. Hierbei wird weitestgehend auf den Einsatz synthetischer Pestizide und Düngemittel verzichtet. Die in Indien als „Natürliche Landwirtschaft“ bezeichnete Methode setzt auf Renaturierung des Bodenlebens, Landschaftserneuerung, Diversifizierung und artenreiche Produktion. Projektträger ist die staatliche Farmer Empowerment Organization, Rythu Sadhikara Samstha (RySS). RySS arbeitet überwiegend mit Frauenselbsthilfegruppen in den Dörfern zusammen.

    Zwei Personen tragen (Lebensmittel-)Säcke durch ein Feld.
    Die natürliche Landwirtschaft erhöht das Einkommen der bäuerlichen Kleinbetriebe und fördert die Gesundheit der Böden.

    Projektansatz

    Ziel der Regierung ist es, in den nächsten zehn Jahren alle sechs Millionen bäuerlichen Betriebe in Andhra Pradesh auf diese klimaresiliente natürliche Landwirtschaft umzustellen. Dazu benötigt sie Finanzmittel. Die KfW stellt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Darlehen über 90 Mio. Euro und einen Zuschuss von 1 Mio. Euro zur Verfügung, um die Klimaresilienz der kleinbäuerlichen Betriebe in Andhra Pradesh zu fördern. Diese Mittel sollen helfen, bis 2027 rund 500.000 Kleinstbetriebe zu überzeugen, diese Produktionstechnik anzuwenden. Das Geld fließt nach dem „ergebnisbasierten Ansatz“ erst nach Erreichen von vorher vereinbarten Ergebnissen. Die Darlehensbeträge werden in Tranchen ausgezahlt, sobald die festgelegten Ziele erreicht sind.

    Das von der KfW finanzierte Vorhaben soll dazu beitragen, die landwirtschaftlichen Einkommen der überwiegend sehr armen Bauernfamilien in Andhra Pradesh zu stabilisieren und langfristig zu steigern. Es dient auf zwei Ebenen der Resilienz gegenüber dem Klimawandel: zum einen wird die ökonomische Lage der Bäuerinnen und Bauern gestärkt und zum anderen die Fruchtbarkeit und Wasserhaltefähigkeit der Böden verbessert.

    Im Bereich Agrarökologie fördert die KfW darüber hinaus die Indisch-deutsche globale Akademie für Forschung und Lehre für Agrarökologie (IGGAARL). Die Akademie erforscht die Erfolge der natürlichen Landwirtschaft in Andhra Pradesh und erstellt wissenschaftliche Studien nach internationalem Standard. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die ländlichen Lebensbedingungen (vor allem in Hinblick auf Ernährungssicherheit, Einkommen und Gesundheit) zu verbessern und die Böden zu verbessern. Die Bäuerinnen und Bauern werden in die Forschung einbezogen und vermitteln die neuen Methoden weiter. Die Studien von IGGAARL sollen dazu beitragen, Belege für die Wirksamkeit agrarökologischer Methoden zu finden. Damit soll die Akzeptanz für den naturnahen Anbau steigen, wodurch sich noch mehr Familien für die innovative, nachhaltige Bewirtschaftung entscheiden und ihren Lebensstandard verbessern. Die Auswahl und Zucht resistenter Nutzpflanzen tragen dazu bei, die Erträge zu verstetigen und Ausfälle zu reduzieren. Auch dies dient der Anpassung an den Klimawandel.

    Wirkungen

    Das Programm in Andhra Pradesh basiert auf in Indien entwickelten agrarökologischen Ansätzen, ist auf die jeweilen örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten und wird fortlaufend weiterentwickelt. Durch die intensive Einbindung und die enge Kooperation mit den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern wird eine natürliche Landwirtschaft umgesetzt. Die Bäuerinnen und Bauern verwenden natürliche Ressourcen wie Kuhdung, Mulch, Kuhurin und pflanzliche Extrakte zur Bodenverbesserung und Düngung. Es handelt sich um eine eher gartenbauliche, handarbeitsintensivere Produktionstechnik.

    Durch die agrarökologische Produktionstechnik werden die Böden revitalisiert und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten gestärkt. Da ihre Wurzeln stärker wachsen als im konventionellen Anbau, sind die Pflanzen besser gegen Zyklone und Dürren geschützt. Sie können Nährstoffe leichter erschließen, da die Humusschicht aufgebaut und das Bodenleben aktiviert wird. Durch eine Vielzahl von Mikroorganismen wie Regenwürmern, Bakterien, Pilzen, Algen und Einzellern erhöht sich die Bodenfruchtbarkeit. Eine Vielzahl von Beraterinnen und Beratern, die in den Dörfern leben und selbst die neuen Produktionstechniken anwenden, sorgen für die Weiterverbreitung des Wissens.

    Da Frauen als Bäuerinnen einen großen Anteil der landwirtschaftlichen Arbeit erledigen, wurden sie zu einer tragenden Säule des Projektes. Sie helfen auch dabei mit, für den Ansatz zu werben und ihn stärker in den Dörfern zu verbreiten. Viele Frauen sind in Selbsthilfegruppen organisiert, die sich für sozialen Wandel und Gesundheitsfragen einsetzen. Sie sind damit sehr gut vernetzt und tragen ihre Erfahrungen weiter. Diese Gruppen sind zu wichtigen Förderern des Ansatzes im Bundesstaat Andhra Pradesh geworden.

    Inzwischen findet der Ansatz auch in anderen indischen Bundesstaaten zunehmend Beachtung. Wie erfolgreich er jeweils ist, wird durch eine Begleitforschung evaluiert, die Wirkungen auf Einkommen und Umwelt regelmäßig untersucht und seitens der indischen Zentralregierung kritisch in Bezug auf die nationale Ernährungssicherheit hinterfragt.

    Aufgabe der Akademie für Forschung und Lehre im Bereich Agrarökologie in Andhra Pradesh ist es einerseits, den Ansatz zu überprüfen und andererseits die natürlichen Anbaumethoden weiterzuentwickeln. Bisher wurden nur wenig Forschungsmittel für einen Vergleich natürlicher und organischer Landwirtschaft mit der konventionellen Landwirtschaft bereitgestellt, wodurch ein hoher Nachholbedarf in Hinblick auf Wissen zu Produktionstechnik und Erträge, Beiträge zur Abminderung der Klimawandels und Ökosystemen sowie volkswirtschaftlichen Leistungen und Armutsbekämpfung besteht.

    Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag:

    Kontakt

    KfW Bankengruppe
    Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank

    KfW Büro Indien

    Projektdatenbank

    Unsere Projektdatenbank enthält detaillierte Informationen zu allen Vorhaben, die seit Januar 2013 vertraglich vereinbart wurden.

    Unsere Partnerländer

    Wir fördern Entwicklungsprogramme und damit Zukunftsperspektiven in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa.

    Publikationen

    Hier finden Sie unsere Evaluierungsergebnisse, allgemeine Geschäftspublikationen sowie Fachpublikationen nach Themen und Reihen.