Hohe Lebenshaltungskosten, eine marode Infrastruktur, ein überwiegend privates Gesundheits- und Bildungssystem und eine hohe Arbeitslosigkeit machten den Libanesen bereits vor Beginn der Syrienkrise 2011, der Pandemie und der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut zu schaffen. Die extreme Armut hat sich von 2019 bis 2020 verdreifacht und ist auf 36 % gestiegen. Die Flüchtlingssituation – der Libanon ist das Land mit dem weltweit höchsten Flüchtlingsanteil – verstärkt den Druck auf die öffentliche Versorgung und den Arbeitsmarkt. Die Lebenshaltungskosten sind drastisch gestiegen, 90 % der Haushalte leben in extremer Armut, knapp 60 % der Familien wohnen in überfüllten Unterkünften unterhalb humanitärer Standards und/ oder in einsturzgefährdeten Unterkünften. Die Betroffenen betteln, verschulden sich, lassen ihre Kinder arbeiten oder verheiraten ihre jungen Mädchen, um sie zu versorgen. Und: die „Konkurrenz“ um Wohnraum und Jobs führt zu gesellschaftlichen Spannungen, denen zu begegnen die libanesische Regierung bislang nicht imstande ist.
In Zusammenarbeit mit dem Norwegian Refugee Council (NRC) wurde die „TAHIL-Fazilität für Stabilisierung und Entwicklung“ etabliert: Aus Mitteln der Fazilität werden Maßnahmen in den Bereichen Wohnraum (40 Mio. EUR) und Bildung (20 Mio. EUR) finanziert.
Für den Projektansatz Wohnraum heißt das konkret: auf Basis transparenter und sicherer Mietverhältnisse wird angemessener Wohnraum bereitgestellt. Sowohl die Geflüchteten als auch die libanesischen Eigentümer erhalten Rechtsschutz und juristische Beratung in miet- und zivilrechtlichen Fragen. In Gemeinden mit hohem Flüchtlingsanteil wird Infrastruktur (Wasser, Abwasser, Abfall) rehabilitiert.
Bedingt durch Flucht und Pandemie sind viele Kinder und Jugendliche über Jahre nicht in die Schule gegangen. Zugeschnitten auf unterschiedliche Altersgruppen werden Kurse angeboten: Vorschulklassen zur Vorbereitung auf die Einschulung für 5- 6-jährige Kinder, Kurse zur Förderung von Grundfertigkeiten im Schreiben und Rechnen für 6- bis 14-Jährige und Sekundarschulförderung bzw. Vermittlung beruflicher Grundkenntnisse für ältere Schülerinnen und Schüler (15 – 24 Jahre). Hinzu kommt die Rehabilitierung von Schulgebäuden und z. B. die Ausstattung der Gebäude mit Solaranlagen.
Insgesamt werden knapp 11.000 Wohneinheiten für rund 40.000 Menschen rehabilitiert. 175.000 Personen erhalten juristische Beratung in miet- und zivilrechtlichen Fragen. Von der Rehabilitierung der Schulgebäude profitieren 20.000 Kinder und Jugendliche.
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