Soziale Sicherungssysteme tragen durch ihre Umverteilungswirkung dazu bei, gesellschaftliche Ungleichheiten zu reduzieren. Mit Hilfe des „Social Cash Transfer Programme“ (SCTP) erhalten besonders bedürftige Familien in Malawi regelmäßige Direktzahlungen, um die täglichen Grundbedürfnisse decken und den Schulbesuch ihrer Kinder zahlen zu können.
Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Im Human Development Index der Vereinten Nationen belegt es im Jahr 2019 Rang 172 von insgesamt 189 Ländern. 50,7 % der Bevölkerung leben nach nationalem Standard in Armut und 24,5 % werden als „ultra-arm“ eingestuft. Rund 10 % der Bevölkerung gelten sogar als „ultra-arm“ und „eingeschränkt arbeitsfähig“. Sie können aus verschiedenen Gründen nicht arbeiten, sei es, weil sie zu jung, zu alt oder krank sind, Behinderungen haben oder, weil sie sich oft um eine große Zahl Angehöriger kümmern müssen. Solche Haushalte sind ständig in ihrer Existenz bedroht. Für diese Menschen ist es kaum möglich, Armut allein aus eigener Kraft zu überwinden.
Daher beteiligt sich die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2012 und der Europäischen Union (EU) seit 2014 an einem Sozialprogramm für diese Familien: Sie erhalten regelmäßige und bedingungslose Geldzahlungen, die ihre Existenz absichern. Die „Cash Transfers“ laufen mittlerweile im ganzen Land, begonnen hatten sie in einigen Provinzen. Alle zwei Monate bekommen Haushalte, die bestimmte Kriterien wie Bedürftigkeit, eingeschränkte Arbeitsfähigkeit etc. erfüllen, im Schnitt 17 Euro. Damit können sie das Allernotwendigste finanzieren und rutschen nicht in extreme Armut ab.
Mehr als 130.000 Haushalte bzw. rd. 580.000 Menschen haben bisher allein vom KfW-Beitrag aus BMZ- und EU-Mitteln in Höhe von insgesamt rund 160 Mio. Euro profitiert. Externe Evaluierungen zeigen, dass das Programm effektiv zur Armutsbekämpfung und Reduktion von Ungleichheiten in Malawi beigetragen hat. Die anspruchsberechtigten Familien essen regelmäßiger, mehr Kinder gehen zur Schule und sie bleiben dort auch insgesamt länger. Die verbesserten Lebensbedingungen wirken sich auch auf das Sozialleben aus. Junge Mädchen in den Empfängerhaushalten sind in geringerem Maß dem Druck ausgesetzt, zur Aufbesserung des Haushaltseinkommens oder ihrer eigenen Versorgung sexuelle Leistungen zu erbringen; es gibt ebenfalls weniger frühe Schwangerschaften. Zudem verbesserte sich der allgemeine Gesundheitszustand, die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren ist gesunken. Die Zahl der Haushalte mit Vermögenswerten, wie Vieh oder Land, hat sich erhöht, womit sich ihre wirtschaftliche Situation insgesamt verbessert hat.
Auch während der Corona-Pandemie war das Programm eine wertvolle und effektive Unterstützung für die Ärmsten – sind sie doch aufgrund ihres insgesamt schlechteren Gesundheitszustands als etwa Mittelklassefamilien einem ohnehin höheren Infektionsrisiko und schlimmeren Krankheitsverlauf ausgesetzt. Auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise treffen sie wesentlich härter. Die Familien erhielten ihre Transferleistungen nun für vier statt für zwei Monate und waren auf diese Weise für die nächsten Wochen der Krise abgesichert.
Die malawische Regierung unterstützt noch weitergehend dabei, die negativen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Sie hat mit Hilfe der Finanziellen Zusammenarbeit zusätzliche Mittel für eine temporäre Aufstockung der Cash Transfers in Form von Einmalzahlungen bereitgestellt sowie eine Erweiterung der Begünstigten insbesondere in urbanen Gebieten vorgenommen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen stärker abzumildern.
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