Indiens Wirtschaft und Bevölkerung wachsen rasant, und mit ihnen der Strombedarf des 1,4-Milliarden-Einwohner-Landes. Prognosen zufolge soll er sich bis 2047 verdreifachen. Der Einsatz erneuerbarer Energien ist angesichts der Klimakrise unerlässlich. Die KfW finanziert den Ausbau von Übertragungsleitungen und Umspannstationen, um grünen Strom aus entlegenen Regionen zu Verbrauchern zu bringen.
Noch kommt Indiens Strom hauptsächlich aus Kohle- und Gaskraftwerken; der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung lag 2022 bei gut 20 %. In acht Jahren sollen es schon 50 % sein, was Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe erfordert. „Indien hat sehr ambitionierte Ausbauziele und auch schon beachtliche Fortschritte erzielt“, sagt Dr. Stefan Lindemann, Senior Portfoliomanager bei der KfW Entwicklungsbank. „Gleichzeitig hat das indische Netz aber eine zu geringe Kapazität, um so viel Sonnen- und Windenergie anzuschließen.“ Zumal die Regionen, die sich für den Bau weiterer Solar- und Windkraftwerke eignen, fast alle fern von wirtschaftlichen Zentren liegen.
Damit der „grüne“ Strom dort ankommt, sind lange und große Leitungen notwendig. Deshalb bauen indische Netzbetreiber mit Unterstützung der Regierung „grüne Korridore“ (Green Energy Corridors, GEC). Strom aus Wind und Sonne lässt sich jedoch wetterbedingt nicht immer konstant produzieren. Deshalb sind die Stromleitungen weniger ausgelastet und somit weniger rentabel, sodass für ihren Bau günstige Kredite nötig sind. Seit 2013 unterstützt die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Indien bei der Umsetzung seines GEC-Programms, indem sie Übertragungsleitungen und Umspannstationen mitfinanziert. Und das in historischem Umfang: Für das Projekt wurden mehr als 1,4 Mrd. Euro Kredite vergeben. 500 Mio. Euro gingen an den nationalen Netzbetreiber „Power Grid Corporation of India“. Weitere Kreditverträge hat die KfW mit Netzbetreibern aus neun indischen Bundesstaaten geschlossen.
Die Ergebnisse sind beachtlich: In der ersten Phase des Vorhabens war die KfW an der Finanzierung von 7.800 Kilometern Stromtrassen und 97 Umspannstationen beteiligt. In der zweiten Phase werden 2.800 Kilometer Stromleitungen und 35 Umspannstationen folgen. Insgesamt werden mehr als 40 Gigawatt erneuerbare Erzeugungsleistung an das indische Stromnetz angeschlossen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden in den vergangenen zehn Jahren Solar- und Windkraftanlagen mit einer Kapazität von rund 70 Gigawatt errichtet.
Herausforderungen blieben dabei nicht aus: Das Land, auf dem solche Anlagen gebaut werden, gehöre in der Regel jemandem, sagt Lindemann. „Oft sind das jedoch unbewohnte Orte, und wir setzen mit unseren Partnern alles daran, Beeinträchtigungen oder gar Umsiedlungen zu vermeiden. Darüber hinaus werden die Landbesitzer angemessen entschädigt.“ Ferner schafft der Betrieb der Umspannstationen rund 1.500 neue Arbeitsplätze.
Vor jedem Baustart lässt die KfW zudem Umwelt- und Sozialstudien vor Ort durchführen. Umfangreiche Analysen und Maßnahmenpläne legten fest, welche Standards einzuhalten sind, berichtet KfW-Experte Lindemann – etwa zum Vogelschutz, wenn Leitungen durch das Gebiet seltener Arten verlaufen.
Die grünen Korridore spielen eine entscheidende Rolle bei Indiens Energiewende. Insgesamt deckt der mit den GEC-Trassen übertragene Strom den Bedarf von rund 60 Mio. Menschen. Durch das Projekt werden fast 900.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart – ein weiterer Baustein zur Erreichung der Klimaziele Indiens.
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