Wie ein Hybridkraftwerk auf Galapagos das Archipel und gleichzeitig das Klima schützt.

Leuris Garcés erzählt von ihrer Arbeit im Kraftwerk.

Bildergalerie Hybridkraftwerk Galapagos
Die Elektronikingenieurin Leuris Garcés arbeitet seit sechs Jahren im Hybridkraftwerk.

Das Galapagos-Archipel gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und steht aufgrund seiner einzigartigen Flora und Fauna als Insel der Evolution unter strengem Schutz – denn das Archipel ist von allen negativen Nebenerscheinungen unserer Zivilisation wie Klimawandel, Meeresspiegelanstieg, Artensterben, Ölunfällen und Plastikvermüllung betroffen. Die weltberühmten Inseln sind immer wieder mit massiven Verschmutzungen aufgrund von Öltanker-Unglücken konfrontiert – Tanker, die auch zur Versorgung von Kraftwerken nach Galapagos unterwegs waren. Nach der Havarie des Tankschiffs „Jessica“ im Januar 2001 flossen rund drei Millionen Liter Öl vor der Galapagos-Insel San Cristobal ins Meer. Über 10.000 endemische Meeresechsen und andere maritime Lebewesen starben in der Folge. Die ecuadorianische Regierung startete daraufhin 2007 die Initiative „Zero Fossil Fuel for Galapagos Islands“ – um die Meeresverschmutzung zu reduzieren und weiter das Weltnaturerbe-Siegel für das Galapagos-Archipel führen zu dürfen.

Auf der Insel Isabela – größte der 21 Inseln des Archipels – finanziert die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Hybridkraftwerk, das die rund 3.000 Einwohner und die zahlreichen Touristen künftig zuverlässig zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen soll. Seit 2019 ist das Kraftwerk in Betrieb, nun soll es in einer zweiten Phase erweitert werden. Für das Kraftwerk stellt die KfW dem ecuadorianischen Ministerium für Elektrizität und Erneuerbare Energien (MEER) insgesamt 15,8 Mio. Euro als Zuschuss zur Verfügung. Noch werden die Generatoren mit herkömmlichem Diesel betreiben, geplant ist die Umstellung auf Biodiesel.

Für Betrieb und Wartung des Kraftwerks ist Leuris Garcés zuständig, die sich und ihre Arbeit im Folgenden vorstellt.

Mein Name ist Leuris Garcés und ich bin für den Betrieb und die Wartung des Hybridkraftwerks auf Isabela zuständig. Ich bin Elektronikingenieurin und arbeite seit sechs Jahren hier – etwa so lange ist das Kraftwerk auch in Betrieb. Es besteht aus einem Wärmekraftwerk und einer Photovoltaikanlage, die die 3.000 Einwohner und zusätzlich etwa 3.000 bis 4.000 Touristen monatlich mit Energie versorgt. Isabela ist eine Hotelinsel. Wir haben ziemlich viele Hotels, aber nur sehr wenig Industrie.

Das Kraftwerk besteht aus einer 952 Kilowatt (kW) starken Photovoltaikanlage; einer Lithium-Batterie mit einer Kapazität von 330 Kilowattstunden (kWh) und einer Leistung von 660 kW sowie fünf Flex Fuel Scania-Motoren mit je 325 kW. Der Energiebedarf liegt bei etwa 1.400 kW, tagsüber tragen wir mit der Photovoltaikanlage etwa 800 kw bei und mit der thermischen Erzeugung etwa 600 kW.

Ich arbeite mit zehn Kollegen im Kraftwerk, sechs Wartungsmitarbeiter, zwei Techniker, ein Lagerverwalter und ein Schichtführer. Der Schichtführer wechselt alle sechs Stunden, und das Kraftwerk wird nie allein gelassen.

Wie bin ich hier gelandet? Mein Kindheitstraum war es, Flugbegleiterin zu werden, aber meine Eltern haben mir den Ingenieursberuf nahegebracht – und heute bin ich froh darüber. Ich bin froh, dass ich zeigen kann, dass Frauen die gleiche Arbeit leisten können wie Männer. Der Arbeitsalltag ist nicht immer ohne Spannungen. Im Kraftwerk arbeiten junge Leute und ältere Menschen zusammen, manchmal fällt es älteren Kollegen nicht leicht, mit Veränderungen in Technologie und Administration umzugehen.

Worauf bin ich stolz? Es ist ein tolles Gefühl, wenn wir den Dieselbetrieb abschalten, denn das Ziel der Anlage ist es, CO2-Emissionen zu vermeiden. In Schwachlastzeiten erreichen wir sechs bis sieben Stunden "Diesel Off". Als ich 2019 zum ersten Mal hier ins Werk kam und wir vier Stunden am Stück Diesel Off hatten, war das ein tolles Gefühl. Ich bin dankbar, dass ich dazu beitragen kann, dass der Anteil an erneuerbaren Energien erhöht wird – für die Einwohner und die Touristen, aber natürlich auch für die einzigartige Fauna und Flora hier im Archipel.

Wir sind alle sehr froh, dass wir jetzt in eine zweite Phase des Projekts gehen. Es wird dann die Möglichkeit geben, Sonnenenergie zu speichern und nachts einzuspeisen, so dass weniger Diesel verbrannt wird. Ein Blick in die Zukunft: Wir hoffen, dass künftig Diesel durch einen nachhaltigen Biokraftstoff ersetzt werden kann. Man hat sich für Jatrophaöl entschieden. Dieses wird von einer Genossenschaft mit 3.000 Kleinbauern in der semi-ariden ecuadorianischen Küstenregion von Manabi mit Hilfe einer dezentralen Kaltpress-Ölmühle hergestellt und 1.000 Kilometer nach Galápagos verschifft. Jatrophaöl ist nicht essbar – das heißt, dass es keinen „Tank-Teller-Konflikt“ gibt.

Nicht nur ich als Ingenieurin im Kraftwerk freue mich auf die Umstellung auf erneuerbare Energien. Das Kraftwerk wird auch in der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen. Das Projekt hat eine hohe Signalwirkung und ist Teil der nationalen Strategie „Cero Combustibiles Fossiles“ (Null fossile Brennstoffe) – damit leistet es einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz.