Anfang 2020 haben britische Forscher zu einem ungewöhnlichen Mittel gegriffen: Sie tauften eine neu entdeckte Flohkrebs-Art „Eurythenes plasticus“, weil sie in seinem Körper Plastik gefunden hatten. Entdeckt haben die Wissenschaftler der Newcastle Universität diese Spezies an einem der tiefsten Punkte der Erde, im Marianengraben. Der Fund zeigt: Selbst dort reichern Lebewesen Plastik an. Um auf den Zustand der Meere und die erschreckenden Folgen der Plastikflut aufmerksam zu machen, integrierten die Forscher das Wort Plastik in den Namen der Krebsart. Damit wollten sie ein starkes Zeichen gegen Meeresverschmutzung setzen.
Denn die Weltmeere stehen aus vielerlei Gründen stark unter Druck: Sie werden verschmutzt, vermüllt, überfischt, ihr Artenreichtum ist massiv beeinträchtigt. Mangrovenwälder, Seegraswiesen und Korallenriffe gehen in atemberaubender Geschwindigkeit verloren. Und der Klimawandel belastet die Ozeane noch zusätzlich.
Dabei leistet das Ökosystem Meer unschätzbare Dienste. Ohne die Weltmeere, die über 70 % unseres Planeten bedecken, wäre ein Leben auf der Erde in seiner heutigen Form nicht möglich. Ozeane regulieren das Klima, produzieren etwa die Hälfte unseres Sauerstoffs und speichern rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen. Auch die zusätzliche Wärme, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt entsteht, nehmen sie zum weit überwiegenden Teil auf. Außerdem beherbergen sie die größte Artenvielfalt unseres Planeten und spielen für die Welternährung eine herausragende Rolle. Sie liefern Rohstoffe, dienen als Handelswege und schließlich auch als Quell der Erholung. Marine Ökosysteme sind unersetzbar – ebenso wie terrestrische. Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die beiden SDGs zu Leben unter Wasser (SDG 14) und Leben and Land (SDG 15) als besonders wichtige Hebel gelten, um die nachhaltigen Entwicklungsziele insgesamt zu erreichen.
Die Staatengemeinschaft konnte sich zwischenzeitlich auf wichtige Ziele einigen. Beim Weltnaturgipfel 2022 in Montreal bspw. wurde vereinbart, bis 2030 mindestens 30 % der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Mit dem 2023 unterzeichneten UN-Hochseeschutzabkommen werden erstmals der Erhalt und die nachhaltige Nutzung derjenigen Meeresgebiete einheitlich geregelt, die jenseits nationaler Hoheitsgewalt liegen und rund zwei Drittel der Weltmeere ausmachen. Fortschritte beim Einrichten und erfolgreichen Managen von Meeresschutzgebieten, bei der Bekämpfung illegaler Fischerei oder der Unterstützung von Kleinfarmern und -fischern kommen jedoch nicht so schnell und in dem Umfang voran, wie es für eine Zielerreichung bis 2030 erforderlich wäre. Das SDG 14 gehört zu den unterfinanziertesten Zielen überhaupt; die globale Finanzierungslücke wird auf jährlich 150 Mrd. US-Dollar geschätzt. Mit ihren Vorhaben und Initiativen im Bereich Meeresschutz leistet die KfW einen Beitrag, diese Lücke zu schließen.
Deutschland gehört zu den engagiertesten Gebern im Meeresschutz weltweit. Die KfW fördert im Auftrag der Bundesregierung sowohl den Erhalt mariner Biodiversität als auch nachhaltige Fischereiwirtschaft und eine geregelte Abwasser- und Abfallentsorgung. Die Neuzusagen, die einen Beitrag zur Erreichung des SDG 14 leisten, lagen 2023 bei rund 227 Mio. Euro.
2021 hat die KfW für Finanzierungen im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) die Sustainable Blue Economy Finance Principles unterzeichnet und 2023 den Cartagena-Aufruf der Entwicklungsbanken zugunsten von mehr Investitionen in den Schutz und die nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen unterstützt, um ihr Engagement für den Meeresschutz zu bekräftigen und weiter auszubauen. Diese Leitlinien sind mit denen der KfW Entwicklungsbank im Design ihrer Finanzierungsinstrumente sowie den etablierten Umwelt- und Sozialstandards kongruent. Über das BMZ Transparenzportal sind nun detaillierte Informationen zum marinen Portfolio und die jeweiligen Evaluierungsberichte frei zugänglich, um die Berichterstattung des Umsetzungsfortschritts der Prinzipien zu verbessern. Perspektivisch streben wir mehr Synergien durch die gemeinsame Nutzung von “offenen Datenaustausch-Plattformen” und den Austausch von im Projektkontext erhobenen wissenschaftlichen Informationen zu marinen Ökosystemen an. Mit der aktiven Teilnahme an Arbeitsgruppen wollen wir den Austausch zur erfolgreichen Umsetzung der Prinzipien unterstützen und teilen diese innerhalb der Entwicklungsbank. Auf Basis dieser Leitlinien suchen wir weitere Kooperationsmöglichkeiten zum Ausbau unseres SDG 14 Portfolios.
Video zur Clean Oceans Initiative (englisch)
Erfahren Sie mehr über den Blue Action Fund
Erfahren Sie mehr über den Caribbean Biodiversity Fund
Standpunkte - Meeresschutz beginnt an Land
Mehr zu marinen Schutzgebieten auf der Website des Marine Protection Atlas
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