Landschaftsaufnahme des Nationalparks Kaza

    Öl-Explorationsbohrungen im KAZA-Gebiet in Namibia

    Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (dt. EZ) unterstützt das grenzüberschreitende KAZA-Schutzgebiet sowie weitere staatliche und kommunale Schutzgebiete in Namibia im Rahmen der Aktivitäten der bilateralen und regionalen Entwicklungszusammenarbeit im Auftrag des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

    Gemäß unserem Kenntnisstand hat die Firma ReconAfrica für drei Gebiete (zwei in Nordost-Namibia und eines in Nordwest-Botswana) grundsätzliche Explorationslizenzen erhalten. Die Gebiete in Namibia liegen am Rande des grenzüberschreitenden KAZA-Gebiets, vom Kavango Fluss liegen sie 60-100 km entfernt.

    Für die bislang durchgeführten Testbohrungen und seismologischen Untersuchungen wurden nach Auskunft des namibischen Umweltministeriums die notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt und auf dieser Basis die Freigabe erteilt. Die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfungen, ihre Auslegung und Umsetzung werden in der namibischen Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft und Fachwelt kritisch begleitet und kontrovers diskutiert.

    Bis Ende des Jahres 2024 sollen zwei weitere Testbohrungen erfolgen (Start: Juni 2024; Dauer der ersten Bohrung: etwa 90 Tage).

    Derzeit gibt es keine Genehmigung für „Fracking“ (weder im Rahmen der Testbohrungen noch für eventuell künftige Förderung). Anderslautende Äußerungen seitens ReconAfrica sind missverständlich oder irreführend.

    Nach vorliegenden Erfahrungen sind 95 % der Explorationslizenzen nicht erfolgreich. Namibische Geologen, die sich gut mit den Verhältnissen in den Explorationsgebieten auskennen, sind sehr skeptisch hinsichtlich der Erfolgsaussichten. Sollten jedoch die Testbohrungen und seismologischen Untersuchungen auf förderungswürdige Öl- und Gasvorkommen hindeuten, würde für die tatsächliche Förderung ein neuer Genehmigungsprozess mit entsprechend vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen erforderlich sein. Weiterhin ist allerdings unklar, ob in der Region Öl oder Gas in förderungswürdigen Mengen gefunden werden kann.

    Die KfW und andere Institutionen der dt. EZ sind mit dem namibischen Umweltministerium und anderen namibischen Umweltorganisationen (z. B. World Wildlife Fund (WWF), Namibia Chamber of Environment (NCE), Namibia Nature Foundation (NNF), Namibian Association of Community-Based Natural Resource Management Support Organisations (NACSO)) im Gespräch und tauscht sich regelmäßig mit Ihnen zu möglichen ökologischen und sozialen Auswirkungen der geplanten Ölbohrungen aus. Auch in den Gesprächen zwischen der Bundesregierung und der namibischen Regierung wird das Thema behandelt.

    Aufgrund des hohen Stellenwerts des Naturschutzes in der namibischen Verfassung, der großen Relevanz des naturbasierten Tourismus und der guten Umweltgesetzgebung gehen wir derzeit davon aus, dass die namibische Regierung und die namibische Öffentlichkeit und Fachwelt die Entwicklungen sehr genau verfolgen und sicherstellen werden, dass die Explorationsuntersuchungen in der Kavango-Region unter Einhaltung und Berücksichtigung aller gültigen Gesetze und Regelungen erfolgen. Dies gilt insbesondere auch für eine sorgfältige Abwägung aller wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekte. Die kritischen namibischen Umwelt-Organisationen haben dazu intensive Gespräche mit der namibischen Regierung und ReconAfrica geführt.

    Die Diskussionen um die Aktivitäten von ReconAfrica haben dazu geführt, dass die Frage der Nutzung der natürlichen Ressourcen des Landes im Einklang mit dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen an Bedeutung gewonnen hat. So hat das Thema von Bergbau- und anderen Lizenzen zu Wirtschaftsaktivitäten in Naturräumen und Schutzgebieten auch in der anstehenden umfassenden Neufassung des Wildlife and Protected Areas Management Bill noch einmal eine besondere Bedeutung erfahren. Der Gesetzentwurf soll u.a. die Bedingungen festlegen, unter denen Schürfungen und Bergbau in Schutzgebieten durchgeführt werden können.

    Nach dem jetzigen Stand sehen wir die Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Schutz der Umwelt und natürlicher Ressourcen in Namibia und in der KAZA-Region durch die Explorationsbohrungen nicht gefährdet. Wir werden die Situation aber – im engen Austausch mit den namibischen Institutionen – weiter verfolgen. Sollte dies erforderlich sein, werden wir im Rahmen unseres Mandates als Durchführungsorganisation der Bundesregierung weitere Schritte in Bezug auf die Ausgestaltung und den Ablauf unserer Finanzierungsbeiträge für KAZA unternehmen. Wir möchten aber auch darauf hinweisen, dass die KfW keinen direkten Einfluss auf Lizenzvergaben oder staatliche Genehmigungen durch die nationalen Behörden hat.