Madagaskar leidet unter einer verheerenden Bodenerosion, die es zunehmend erschwert, von der Landwirtschaft zu leben. Holzkohleproduktion und Brandrodungsfeldbau bedrohen die verbliebenen Naturwälder. Ein langjähriges, ganzheitliches Vorhaben der KfW begründet Gemeindewälder, schafft neue Einkommensquellen und sichert Landrechte.
Madagaskar verfügt über eine weltweit einzigartige Biodiversität, deren Reichtum eine wichtige Lebensgrundlage der Menschen dort bildet. Gleichzeitig besteht ein extremer Druck auf die natürlichen Ressourcen des Landes. Denn die weit verbreitete Armut auf Madagaskar bedroht die natürlichen Ressourcen, wodurch viele Familien noch ärmer werden. Durch den Klimawandel nehmen die Niederschläge auf der Insel ab, was die Einkommen der Bevölkerung weiter mindert. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung jährlich um mehr als drei Prozent wächst – die Menschen drängen die Natur immer mehr zurück. Vor allem zwei Nutzungsarten gefährden die Wälder: Brandrodungsfeldbau und ungeregelter Einschlag von Holz, insb. zur Produktion von Holzkohle. Bei der Brandrodung werden Naturwälder abgebrannt, um Flächen für die landwirtschaftliche Produktion zu gewinnen. Doch ohne Düngung sind die Böden bald ausgelaugt, es müssen neue Areale gerodet werden. Die brach liegenden Felder sind der Erosion schutzlos ausgeliefert.
Geheizt und gekocht wird auf Madagaskar vor allem mit Holzkohle, auch in den Städten. Die Menschen auf dem Land gewinnen den Energieträger durch Verkohlung von Holz aus Naturwäldern, dies ist ein wichtiger Beitrag zu ihrem geringen Einkommen. Unter anderem trägt Korruption dazu bei, dass der Holzkohlepreis niedrig bleibt, so dass sich der Einsatz anderer Energieträger nicht rechnet.
Der extreme Druck auf die natürlichen Ressourcen zeigt sich in zunehmender Bodenerosion. Degradierte Böden sind bereits auf 46 % der Landesfläche zu finden. Seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind 7 Mio. Hektar Naturwälder verloren gegangen – dabei beheimaten sie eine weltweit einzigartige Biodiversität. Während die Wälder im Hochland schwinden, versanden die Felder im Tiefland.
Die KfW finanziert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Vorhaben, das gleich mehrere Ansätze nutzt, um die Degradierung der Böden und die Abholzung der Wälder zu bremsen.
Neben kleinbäuerlichen Aufforstungen ermöglicht vor allem das Anlegen von Gemeindewäldern größere Aufforstungs- und Schutzflächen. Diese dienen der Wiederherstellung ökosystemischer Funktionen und schaffen zugleich die Voraussetzung für nachhaltige lokale Holzversorgung. Gemeindewälder generieren dadurch nachhaltig Einnahmen für die lokale Bevölkerung. Erosionsschutz und agroforstwirtschaftliche Maßnahmen auf bestehenden landwirtschaftlichen und degradierten Flächen verbessern die Böden und Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Gemeinschaftliches Weidemanagement mit Viehhaltern mindert die Gefahr von Buschfeuern und beugt Konflikten vor. Nicht zuletzt werden mit den Gemeinden Landnutzungspläne erarbeitet und bisher nur informell bestehende Landnutzungsrechte formell gesichert. Dies motiviert viele Familien, sich an der Einrichtung der Gemeindewälder zu beteiligen.
Seit 1998 besteht das Vorhaben mit bisher insgesamt sechs Phasen, die die KfW im Auftrag der Bundesregierung mit insgesamt 48 Mio. Euro finanziert hat, davon entfallen 15 Mio. Euro auf die aktuelle, sechste Phase, die voraussichtlich bis 2027 läuft.
Umgesetzt wird das Vorhaben von einem Consultant, einer lokalen Koordinatorin des Landwirtschaftsministeriums, den lokalen Gemeinden und mehreren Nichtregierungsorganisationen. Fortschritte werden auch durch ein Monitoring per Satellit überprüft.
Die nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen in den Gemeinden, die sich am Vorhaben beteiligen, trägt zu einer Wiederherstellung baumreicher Landschaften, nachhaltiger Holzproduktion und Erosionsschutz bei. Neue Einkommensquellen entstehen durch die Nutzung der Gemeindewälder zur Produktion nachhaltig erzeugter Holzkohle, die Gewinnung eigenen Saatguts und die Arbeitsmaßnahmen des Vorhabens, etwa die Zucht und das Ausbringen von Setzlingen.
Aufgegebene Felder, die als Weiden extensiv genutzt und häufig auch übernutzt wurden, erhalten neues Leben: Sie werden durch neue Grasarten angereichert und mit Hecken sowie Baumreihen vor weiterer Erosion geschützt.
Alle Maßnahmen werden mit den beteiligten Gemeinden abgestimmt und in einem Landnutzungsplan festgehalten. Dieser bietet auch die Grundlage für die Sicherung von Landrechten. Das Vorhaben zeigt beispielhaft in den ausgewählten Regionen, wie die Biodiversität geschützt und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen gelingen kann.
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