Die überwältigende Schönheit und große Artenvielfalt haben die tansanischen Nationalparks in aller Welt bekannt gemacht. Wie kein anderer Nationalpark ist die Serengeti der Inbegriff des Tierparadieses; seit 1981 ist er UNESCO-Weltnaturerbe. Noch finden die vielen Touristen eine intakte Savannenlandschaft mit fast allen einheimischen Arten vor. Die imposanten „big five“ sind ein begehrtes Fotomotiv, ebenso die große Wanderung von rund zwei Millionen Huftieren – Gnus, Zebras und Gazellen – die auf ihrer Suche nach Wasser und frischem Futter fast 1.000 Kilometer jährlich zurücklegen.
Aber das Ökosystem Serengeti steht von unterschiedlichen Seiten unter Druck: Steigende Besucherzahlen bedeuten mehr Unterkünfte, steigenden Wasser- und Energieverbrauch, mehr Verkehr; Wilderer bedrohen die Artenvielfalt; das Vieh ansässiger Bauern und die Wildtiere konkurrieren um Wasser, Futter und Raum.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt im Auftrag der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der Tanzania National Parks Authority (TANAPA) und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) die nachhaltige Entwicklung des Ökosystems – und zwar für Mensch und Tier. Das Engagement umfasst ganz unterschiedliche Maßnahmen: Die Schutzgebietsverwaltungen werden mit Fahrzeugen, neuer Infrastruktur und Ausrüstung ausgestattet. Die Siedlungen und Dörfer in Schutzgebieten jenseits des Parks werden ganzjährig von Wildtieren durchquert und genutzt – hier kommt es immer wieder zu Konflikten. Um in der Bevölkerung um Akzeptanz für die Schutzmaßnahmen zu werben, werden Investitionen in die ländliche Infrastruktur – vor allem Straßen- und Wegebau, Gesundheitszentren, Schulgebäude – gefördert. Hinzu kommt die Etablierung von Mikrospargruppen – flankiert von Umweltbildung – und die Einbindung der Anrainer in gemeindebasierten Naturschutz. Das bedeutet: verbesserte Mobilität, Gesundheitsversorgung vor Ort und Bildungschancen sowie Einkommensmöglichkeiten auch über Viehzucht und Wilderei hinaus.
Naturliebhaber aus aller Welt möchten einmal die Big Five – Elefanten, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard – aus der Nähe sehen und möglichst auch fotografieren oder filmen. Und der zunehmende Verkehr führt zu mehr Staus, Geschwindigkeitsüberschreitungen und Unfällen. Lange Kolonnen von Jeeps sind im Nationalpark unterwegs, und die Safari-Reisenden drängen ihre Guides bei Sichtung von Tieren, näher heranzufahren – für einzigartige Fotos. Um Abhilfe zu schaffen, wird derzeit das Projekt „Verkehrsmanagement für Schutzgebiete durch digitale Lösungen" umgesetzt: Mittels digitaler Instrumente wird der Verkehr im Park kontrolliert und gesteuert. Jedes Fahrzeug, das in den Park fährt, wird digital erfasst und registriert, Geschwindigkeitsüberschreitungen und illegale Off-Road-Fahrten werden erkannt und können sanktioniert werden. Man erhofft sich weniger (Wild-) Unfälle und einen Rückgang bei der Bodenverdichtung. Eine ausgewogene Verteilung der Fahrzeuge im Park soll den Reisenden intensivere Erlebnisse bescheren – und den Tieren weniger Stress.
Erste Anlaufstelle und Muss für Touristen: das Besucherzentrum in Seronera – das Serengeti Visitor Interpretive Center (SVIC). Im kommenden Jahr wird es rehabilitiert und teilweise neugebaut. Künstler in Arusha werden eine Ausstellung designen und anfertigen. Das Konzept für die Umgestaltung wurde von TANAPA, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und einem Architekturbüro in Arusha unter Einbeziehung der KfW gemeinsam erarbeitet.
Wildern mit Drahtschlingen ist unauffällig, geräuschlos und vor allem kostengünstig – in der Serengeti vor allem für den eigenen Verzehr und für den Verkauf auf dem „Bushmeat-Markt“. Dem wird begegnet mit „De-snaring-Teams“, die Schlingen beseitigen und oft auch gefangene Tiere befreien und behandeln. Mabenga Elias Makindi, ein Ex-Wilderer erzählt: „Ich war sieben Jahre lang Wilderer – ein riskanter Job. Es gab wilde Tiere, aber es gab auch die Gefahr, von der Polizei erwischt zu werden, und dann mein Leben im Gefängnis zu verbringen. Aufgrund meiner Erfahrung als Wilderer bekam ich den Job im De-Snaring-Team. Ich kenne mich im Gelände gut aus und weiß, wie die Wilderer die Fallen aufstellen. Und jetzt arbeite ich seit zwei Jahren im De-Snairing-Team, was mein Leben völlig verändert hat. Mit dem Gehalt, das ich bekomme, kann ich nun für meine Familie sorgen und meine Kinder zur Schule schicken. Im Moment habe ich begonnen, für meine Kinder ein Blockhaus in unserem Dorf zu bauen.“
Die Schlingen werden in einem Container gesammelt und später zerschnitten, damit sie nicht erneut verwendet werden können. In einem Programm zur „grünen Wiederverwertung“ werden sie genutzt, um daraus kleine Drahtornamente oder andere Gegenstände herzustellen. Sie werden verkauft, um Aufmerksamkeit für die Problematik und zusätzliches Einkommen zu generieren.
In über 50 Dörfern in den Randgebieten der Serengeti wird der Bau von Infrastruktur gefördert: Straßen, Schulen, Wohnhäuser für Lehrer, Krankenstationen und Apotheken.
Im Ngorongoro-Distrikt haben ZGF und KfW das Rinderbad im Dorf Oloipiri saniert. Die Massai-Hirten versuchen, Tierkrankheiten wie Ostküstenfieber, Anaplasmose und durch Tsetsefliegen übertragene Krankheiten auszurotten, indem sie das Vieh in die mit Medikamenten versetzten Rinderbäder treiben. Die Viehhalter zahlen eine geringe Gebühr; die Einnahmen decken die Kosten für Medikamente und den Betrieb des Rinderbades.
Nordwestlich der Gemeinde Robanda an der Grenze zum Nationalpark steht ein "Elefantenturm". In der Gemeinde gibt es eine „Elefantengruppe“ mit 30 Mitgliedern, von denen drei darin geschult sind, mobile Telefone zu nutzen, um Konflikte zwischen Mensch und Wildtier zu dokumentieren. Wenn Elefanten vom Elefantenturm aus gesichtet werden, wird die gesamte Gruppe alarmiert. Sie vertreibt die Elefanten mit Wurfgeschossen, kleinen Knallfröschen und starken Taschenlampen. Besonders während der Erntezeit, wenn die Pflanzen hoch stehen kommen die Elefanten fast täglich.
Baraka Mathias erinnert sich an den 9. August, als er plötzlich von seinem bellenden Hund geweckt wurde. Als er mit einer Taschenlampe nachsah, rief ihn sein Nachbar: „Ein Elefant sucht nach Wasser! Bitte hilf mir, ihn zu vertreiben!“ Gemeinsam machten sie Lärm, und der Elefant verschwand. Doch plötzlich tauchte einer der Elefanten wieder auf. Baraka versuchte zu flüchten, stolperte und fiel zu Boden. Der Elefant griff ihn an, schlug ihn mit den Stoßzähnen und verletzte ihn am Arm. Der Elefant drückte ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Weitere Elefanten kamen hinzu, doch Baraka blieb ruhig und bewegte sich nicht, weil er wusste, dass jede Bewegung tödlich enden könnte.
Er betete zu Gott: „Das sind meine letzten Gebete. Bitte hilf mir, ich will meine Kinder nicht verlassen.“ Trotz der schmerzhaften Angriffe blieb Baraka still, bis die Elefanten dachten, er sei tot, und ihn in Ruhe ließen.
Und auch Faith Mark, Mutter von zwei Kindern, erzählt: „Vor zwei Wochen kamen mehrere Elefanten und fraßen Cassava und Papaya. Als wir sie sahen, machten wir Lärm und schlugen auf Trommeln, um sie gemeinsam mit den Nachbarn zu vertreiben. Wir leben als Selbstversorger von dem, was wir anbauen – Mais, Sorghum und Cassava – und haben einige Rinder. Die Pflanzungen werden immer wieder von Elefanten bedroht.“
Viele engagierte Mitarbeiter in nationalen Behörden, Schutzgebietsverwaltungen, NROs, bei Gebern und in lokalen Gemeinden arbeiten gemeinsam für Tier und Mensch. Masegeri Rurai, Leiter des Serengeti-Ökosystem-Projekts der ZGF, dazu: „Wir versuchen den Naturschutz zu einem Gewinn für alle zu machen. Die Natur, aber auch jeder einzelne Haushalt und jedes Dorf sollen davon profitieren.“
Das Engagement der KfW für den Erhalt des Serengeti-Ökosystems bewegt sich – wie in vielen Regionen weltweit – in einem Spannungsfeld zwischen der erforderlichen Landnutzung für die Selbstversorgung der lokalen Bevölkerung und notwendigen Nutzungsbeschränkungen zum Schutz der natürlichen Ressourcen. Die KfW setzt sich im Rahmen ihrer Vorhaben für die Einhaltung von Menschenrechten ein und befindet sich in einem kontinuierlichen Dialog mit ihren Partnern, um zur nachhaltigen Lösung von Landnutzungskonflikten beizutragen. Hierbei spielt auch der starke Fokus auf Projektmaßnahmen außerhalb der Serengeti eine Rolle, die dafür sorgen sollen, dass die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Naturschutzes und des Tourismus auch in den direkten Anrainergebieten ankommen.
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