Sieben Euro mehr pro Monat machen einen Unterschied. Den Unterschied, ob eine Mutter in Sambia nur einmal am Tag eine Mahlzeit zubereitet oder zwei. Hunger und Unterernährung sind in dem Land im südlichen Afrika weit verbreitet. Etwa die Hälfte der Bevölkerung gilt als extrem arm und muss mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen. Rund ein Drittel der Menschen ist unterernährt, noch mehr sind fehlernährt.
Neben mehreren Dürrejahren in Folge und der Pandemie verstärkt der russische Krieg in der Ukraine die Armut. Denn dadurch sind weltweite Lieferketten gestört, was auch in Sambia zu höheren Preisen für Energie, Nahrungs- und Düngemittel führt. Ein Teufelskreis: Wegen der hohen Preise wird weniger Dünger verwendet, wodurch die Erträge in der Landwirtschaft sinken und die Produkte noch teurer werden. Um den Ärmsten der Armen zu helfen, zahlt der afrikanische Staat bereits seit 2003 Sozialleistungen. Das soziale Sicherungssystem konnte trotz fiskalischer Probleme aufrechterhalten werden.
Die KfW unterstützt die Cash Transfers im Auftrag der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ (SI AGER) des BMZ mit fast 20 Mio. Euro, die in einen Fonds der Weltbank eingezahlt werden, an dem sich auch weitere Geber beteiligen. Die besonders vulnerable Bevölkerung, darunter vor allem alleinstehende Mütter, die verstärkt von Armut betroffen sind, erhält auf diese Weise Bargeldtransfers in Höhe von derzeit 200 sambischen Kwacha (ZMW) pro Monat, umgerechnet etwa sieben Euro.
Die Transferleistungen finanzieren nicht nur ausreichend Lebensmittel, sie können mittelfristig auch einen Weg aus der Armut bieten, indem sie den Empfängerinnen neue wirtschaftliche Perspektiven bringen. Eine der begünstigten Frauen schaffte es, genügend Geld für eine Eismaschine zurückzulegen. Jetzt verdient sie als Eisverkäuferin regelmäßig und kann von den Einnahmen ihrem Sohn weiterführende Bildung ermöglichen. Andere schaffen Nutztiere an und verbessern damit ihre Einkommens- und Ernährungssituation.
Die Sozialleistungen bedeuten nicht nur, mehr Geld zur Verfügung zu haben. Sie verbessern die Lebenssituation nachhaltig. Viele der Empfängerinnen organisieren sich in Spargruppen, tauschen Informationen aus und machen sich schlau in Sachen Finanzen. Frauen erhalten auf diese Weise Zugang zu Krediten. Auch diese Kredite eröffnen Wege aus der Armut.
Die Auszahlung wird überwiegend als Gutschein per Handy versandt. Der Gutschein kann digital eingelöst oder in einem Auszahlungspunkt in Bargeld umgewandelt werden. Die Begünstigten, von denen viele noch kein Handy besaßen, erlernen nun den Umgang damit. Schulungen gehören ebenfalls zum Programm. Die Kenntnisse des Online-Geldsystems eröffnen den Frauen im Alltag viele neue Möglichkeiten. Die Leistungen erreichen auch Menschen an abgelegenen Orten: Wo kein Zugang zu einem Mobilfunknetz oder Strom besteht, werden die Leistungen gegen eine Unterschrift oder – bei Nicht-Schreibkundigen – gegen den Fingerabdruck ausgezahlt. Ferner stellt das mit Mitteln des BMZ geförderte Weltbankprogramm Stipendien bereit, die Mädchen den Schulbesuch ermöglichen.
Rund 1,3 Millionen Haushalte profitieren bereits von den Cash Transfers. Damit konnten mehr als die Hälfte der armen Bevölkerung und mehr als zwei Drittel der extrem armen Menschen Sambias erreicht werden. Über 130.000 Mädchen erhielten Bildungszuschüsse und konnten dadurch (wieder) die Sekundarschule besuchen. Mehr als 430 junge Frauen mit einem Sekundarschulabschluss erhielten zudem ein Stipendium für ein Hochschulstudium. Das Vorhaben trägt somit dazu bei, Armut und Hunger zu mindern sowie insbesondere Frauen und Mädchen zu stärken und ihre Unabhängigkeit zu fördern.
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