Investmentfonds mit sozialer Ausrichtung haben sich als Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit bewährt. Neuerdings werden sie auch verstärkt genutzt, um die Entwicklung neuer Medikamente, Impfstoffe oder medizinischer Geräte zu finanzieren. Dies zeigt die Erfolgsgeschichte eines Pilot-Fonds für globale Gesundheit, den die KfW im Auftrag der Bundesregierung unterstützt.
Manche Krankheiten finden sich häufiger in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen als in den reichen Ländern. Dazu gehören etwa Infektionskrankheiten wie Cholera, aber auch Malaria, HIV oder Hepatitis. Andere global verbreitete Krankheiten werden mit den in Entwicklungsländern verfügbaren Diagnostika nicht so gut erkannt wie in Industrieländern. Und falls sie erkannt werden, lassen sie sich mit den dort verfügbaren Medikamenten und Geräten nicht oder nur schlecht behandeln.
Für die Pharmahersteller ist es (finanziell) oft wenig lohnend, sich hier zu engagieren. Im Umfeld der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung entstand daher bereits 2012 die Idee für einen Gesundheitsfonds, der diese Problematik angeht. Die KfW steuerte zum damals neu gegründeten Global Health Investment Fund (GHIF) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 10 Mio. Euro bei. Die Global Health Investment Corporation (GHIC) fungiert als Fondsmanager des GHIF und stellt gleichzeitig einen wichtigen Partner in der Umsetzung für die KfW dar.
Der GHIF, der als Pilotprojekt einer Start-Up Szene begann und dessen entwicklungspolitische wie wirtschaftliche Tragfähigkeit unsicher war, hat die Erwartungen der Investoren inzwischen bei weitem übertroffen. Der Fonds hat mittlerweile die Entwicklung von 14 Produkten finanziert, darunter einen Choleraimpfstoff sowie mobile Anlagen zur dezentralen Impfstoffproduktion in Afrika. Außerdem wurden Tests zur sicheren Diagnose von Malaria, HIV, COVID-19 und Hepatitis C entwickelt. Dies trägt dazu bei, dass jedes Jahr die Gesundheit von zwölf Millionen Menschen verbessert und 250.000 Leben gerettet werden können.
Investoren erwarteten von dem Fonds zunächst bestenfalls eine Rendite von bis zu 2 %. Tatsächlich wurden bisher jedoch über 20 % jährlich erwirtschaftet. Dies lag an der sorgfältigen Auswahl junger Unternehmen und ihrer Produkte, die nahezu alle erfolgreich waren.
Zudem wurden die passenden Märkte adressiert. Einige der finanzierten Geräte und Diagnostika werden nicht nur in Entwicklungsländern eingesetzt, sondern finden auch Absatz auf größeren und kaufkräftigeren Märkten. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: die mit Hilfe des Fonds finanzierten innovativen Produkte etwa sind nicht nur robuster und einfacher in der Anwendung, da sie gezielt auch für den Gebrauch in Entwicklungsländern konzipiert wurden, sondern zudem preiswerter und aufgrund neuer Forschung auch genauer.
Die Erfolge des Pioniers GHIF führten dazu, dass weitere ähnliche Fonds mit einem Volumen von rund einer Milliarde Euro gegründet wurden, an denen sich Deutschland teils ebenfalls als zentraler öffentlicher Investor beteiligte. Dazu zählt der 2019 gegründete Adjuvant Global Health Technology Fund (Adjuvant GHTF). Auch er zielt darauf ab, neue oder verbesserte medizinische Produkte zu günstigen Preisen und in ausreichender Menge verfügbar zu machen. Zu seinem Volumen von 300 Mio. US-Dollar steuerte die KfW im Auftrag des BMZ 22 Mio. US-Dollar bei. Der Adjuvant GHTF läuft noch bis mindestens 2029, hat mit seinen Investitionen jedoch bisher schon dazu beigetragen, acht Impfstoffe, sechs Therapeutika und zwei Diagnostika sowie neue medizinische Geräte zu entwickeln. Erste Produkte sind bereits zugelassen. Die Wirkung summiert sich bisher bereits zu 600.000 Lebensjahren, die ohne diese durch Krankheit oder Tod verloren gegangen wären.
Einen Teil seiner beim GHIF erwirtschafteten Einnahmen investierte das BMZ zusammen mit neuen Mitteln in einen weiteren Gesundheitsfonds, den Women's and Children's Health Technology Fund (WCHTF), der Ende 2021 ins Leben gerufen wurde und bis Ende 2023 90 Mio. US-Dollar einwerben konnte. Deutschland beteiligte sich über die KfW in zwei Finanzierungsrunden mit insgesamt rund 20 Mio. Euro an dem Fonds.
Der WCHTF konzentriert sich erstmals ausschließlich auf die Gesundheit von Frauen, Kindern und Jugendlichen. Diese Zielgruppe ist in Entwicklungs- und Schwellenländern besonders bedürftig, da Forschung und Markteinführung von essenziellen Gesundheitsprodukten und -technologien für Frauen, Kinder und Jugendliche bislang vernachlässigt wurden. Der Fonds will mindestens zehn Investitionen in innovative Produkte tätigen, wodurch bis zum Ende seiner Laufzeit im Jahr 2031 400.000 Leben gerettet und die Gesundheit von acht Millionen Menschen verbessert werden sollen.
Neben der Hebelwirkung ermöglichen die Fonds eine gezielte Versorgung gerade der ärmeren Länder. Denn alle Unternehmen, die Mittel erhalten, müssen vertraglich zusagen, ihre Produkte und Technologien in Entwicklungsländern zu erschwinglichen Preisen verfügbar zu machen.
Die Beteiligung an Fonds mit sozialer Wirkung (Social Impact Fonds) ist ein bewährter Weg in der Finanziellen Zusammenarbeit, um begrenzt verfügbare öffentliche Mittel zu hebeln, indem Privatinvestoren für entwicklungspolitische Ziele gewonnen werden. Diese ergänzen und erhöhen die Beiträge der öffentlichen Hand. Auf einen Euro aus Staatshand kommen drei bis vier Euro privater Geldgeber. Die Fonds sind daher ein wichtiger Baustein, die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, was allein mit öffentlichen Mitteln nicht mehr möglich erscheint.
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