Nigeria ist ein Land mit einer jungen, wachsenden Bevölkerung. Viele Frauen haben bisher keine Möglichkeit zur Familienplanung oder sind unzureichend aufgeklärt. Die KfW finanziert im Auftrag der Bundesregierung ein Projekt für reproduktive Gesundheit. Dazu gehört auch Hilfe in Fällen sexualisierter Gewalt. Das Projekt fördert die sexuelle und reproduktive Gesundheit von 1,5 Millionen Menschen, insbesondere Frauen, Mädchen und ihren Partnern.
Einen geschützten Raum, um von Frau zu Frau über Verhütung zu sprechen, schafft das Vorhaben selbst in entlegenen Dörfern Nigerias. Dies wird erreicht, indem mobile Gesundheits-Teams und -Assistentinnen, die von der Nichtregierungsorganisation MSI Reproductive Choices Nigeria ausgebildet wurden, über sichere Wege der Empfängnisverhütung informieren und über einen hygienischen Umgang mit der Periode aufklären. Frauen in Nigeria haben bisher wenig Möglichkeiten, über die Familienplanung selbst zu entscheiden. Von weltweit 219 Millionen Frauen ohne Zugang zu Verhütungsmitteln leben über 50 Millionen in Nigeria. Um die sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie die entsprechenden Rechte ist es in Nigeria deutlich schlechter bestellt als in vergleichbaren Ländern Afrikas. Im Durchschnitt bekommt eine Frau in Nigeria mehr als fünf Kinder. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mutter bei der Geburt ihres Kindes stirbt, ist rund 70-mal höher als in Deutschland.
Viele Frauen und Mädchen wissen bisher zu wenig über sexuelle Gesundheit und ihre Rechte. Es gibt auch keinen Aufklärungsunterricht in der Schule mehr. Hinzu kommt, dass Gesundheitseinrichtungen oft nicht genügend qualifiziertes Personal besitzen, Frauen ausreichend zu beraten und zu behandeln. Die staatlichen Gesundheitseinrichtungen, in denen die Abgabe von Kontrazeptiva kostenfrei ist, halten nicht genügend davon vorrätig. Teure Verhütungsmittel aus Apotheken können sich viele Frauen und ihre Partner nicht leisten. Denn die Hälfte der Bevölkerung des Landes lebt von weniger als 2,15 US-Dollar am Tag. Gleichzeitig ist jeder zweite jünger als 24 Jahre.
Die nigerianische Regierung möchte eine demographische Wende einleiten und benötigt dabei Unterstützung. Dazu gehört es, die Gesundheit von Müttern und Kindern zu stärken, etwa durch einen größeren Abstand zwischen Geburten und die Vermeidung ungewollter Schwangerschaften.
Die KfW unterstützt diese Bemühungen und finanziert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Programm zu reproduktiver Gesundheit und Pandemieresilienz. Es soll dazu beitragen, dass möglichst viele Mädchen und Frauen im Projektgebiet Zugang zu Verhütungsmitteln haben und die entsprechenden Methoden kennen. Hier kommt die Nichtregierungsorganisation MSI Nigeria ins Spiel, die in Nigeria mit 550 öffentlichen Kliniken, zahlreichen mobilen Teams und 40 Gesundheitsassistentinnen im Rahmen des KfW-finanzierten Vorhabens arbeitet.
Insgesamt integriert das Vorhaben eine breite Palette an Themen, die auf die Bedürfnisse von Jugendlichen eingehen: Dazu zählen die Vermeidung ungewollter Schwangerschaften, die Nachsorge von Schwangerschaftsabbrüchen, das Screening von Gebärmutterhalskrebs sowie Menstruationshygiene.
Im Projektgebiet, den fünf nigerianischen Bundesstaaten Kebbi, Zamfara, Katsina, Adamawa und Taraba, arbeitet das Vorhaben mit Gesundheitsministerien, der Zivilgesellschaft sowie religiösen und traditionellen Führern zusammen, etwa mit Organisationen wie dem muslimischen Frauennetzwerk FOMWAN. Das verleiht dem Projekt eine größere Akzeptanz.
Die staatlichen Gesundheitsbehörden werden in ihren Kompetenzen gestärkt, etwa durch Weiterbildung von Personal. Das Vorhaben unterstützt öffentliche Gesundheitseinrichtungen darin, qualifizierte Dienstleistungen rund um die reproduktive Gesundheit anzubieten, vor allem abgestimmt auf Jugendliche. In entlegenen Regionen sorgen mobile Teams für Aufklärung, Sensibilisierung und Bereitstellung der Dienstleistungen. Hier werden insbesondere Frauen mit geringer Bildung angesprochen, die auf dem Land leben. Zudem werden Kontrazeptiva abgegeben, unterstützt durch Social Marketing. Außerdem fördert das Vorhaben Sensibilisierungsmaßnahmen und Dialogformate zur Verhinderung genderbasierter Gewalt sowie Beratungen für Opfer sexualisierter Gewalt. Damit leistet das Vorhaben einen Beitrag, die UN-Entwicklungsziele 3 (Gesundheit und Wohlergehen) und 5 (Geschlechtergleichheit) zu erreichen.
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