Mädchen und Frauen in Südafrika sind überdurchschnittlich von der ohnehin hohen HIV- und AIDS-Prävalenz betroffen. Dies liegt auch an wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Strukturen, die Frauen benachteiligen. Die KfW unterstützt im Auftrag der Bundesregierung in der Metropolregion Buffalo City am Eastern Cape mit 20 Mio. Euro ein innovatives Präventionsprogramm, das multisektorale Ansätze kombiniert, um Frauen zu stärken und besser vor HIV/AIDS schützen.
Die Zahlen sprechen für sich: In den beiden großen Townships von Buffalo City stecken sich Frauen zwischen 15 und 24 Jahren vier Mal häufiger mit HIV an als gleichaltrige Männer. Fast ein Viertel der Neuinfektionen mit HIV entfällt auf Frauen dieser Altersgruppe. Hinzu kommen rapide steigende Tuberkulosezahlen. Das liegt nicht nur an mangelnder Aufklärung über diese Krankheiten.
Die Ursachen der hohen HIV-Inzidenz unter den jungen Frauen sind vielfältig. Insbesondere Frauen stehen in der armen Region Eastern Cape wenig Zukunftsperspektiven offen. Dort leben 70 % der Haushalte von einem Einkommen, das den Mindestbedarf nicht deckt. Nach dem Abbruch oder Ende der Schule sind kaum Arbeitsplätze verfügbar. Daher versuchen junge Frauen nicht selten, mit sexuellen Dienstleistungen und Gefälligkeiten für ältere Männer wirtschaftliche Vorteile zu erhalten. Übermäßiger Alkoholgenuss und Drogenkonsum sowie ein hohes Gewaltpotential setzen Mädchen und Frauen einem großen Risiko sexueller Gewalt aus.
Doch viele Frauen und Mädchen sind nicht mehr bereit, diesen Kreislauf hinzunehmen. Sie wollen Gewalt und Benachteiligung nicht länger dulden und schließen sich zusammen, um gegen die widrigen Umstände in ihrem Umfeld anzugehen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das Programm „Bumb’Ingomso“ unterstützt sie dabei.
Die KfW fördert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gemeinsam mit der Stiftung DG Murray Trust das Programm „Bumb’Ingomso“ (isiXhosa für „die Zukunft formen“). Der Projektansatz der multisektoralen Kombinationsprävention integriert biomedizinische, psychosoziale, wirtschaftliche, rechtliche und soziokulturelle Maßnahmen, um Mädchen und Frauen zu stärken und zu schützen.
Das Bumb’Ingomso-Netzwerk, zu dem inzwischen mehr als 40.000 Mädchen und Frauen gehören, bietet vielfältige Angebote. Im Netzwerk organisieren Mädchen und Frauen zusammen mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen und NGOs Veranstaltungen, Kampagnen und Clubs. Diskutiert werden Persönlichkeitsentwicklung und Fragen der Lebensgestaltung sowie soziokulturelle Rollen, Normen und Identitäten.
Über das Netzwerk organisiert das Programm Kontakte zu Gesundheitsstationen und Schulen, um mit ihnen zusammen gesundheitliche Themen zu behandeln und eine persönliche und vertrauensvolle Beziehung zum Gesundheitspersonal aufzubauen. Das Programm unterstützt und schult Polizei und Justiz im Umgang mit Gewalt gegen Frauen. Als Koordinations- und Anlaufstelle unterhält das Programm ein Callcenter, das bereits mehr als 28.000 Interaktionen verzeichnete. Ein Team von Sozialarbeiterinnen kümmert sich speziell um die Hochrisikogruppe der Sexarbeiterinnen, um ihnen Zugang zu Kondomen, Medikamenten der HIV-Prophylaxe oder -Behandlung, aber auch Beratungsangeboten zu gewähren. Bumb’Ingomso bietet außerdem eine Berufsberatung, Berufsvorbereitung und Jobvermittlung, damit junge Frauen ihre beruflichen Chancen besser nutzen können.
Die Corona-Pandemie hat die Aktivitäten des Bumb’Ingomso-Netzwerks zuletzt stark eingeschränkt. Viele Veranstaltungen der Netzwerkgruppen konnten aufgrund der erforderlichen Kontaktbeschränkungen nicht stattfinden. Doch gerade diese Situation hat die hohe Bedeutung des Vorhabens bewiesen. Über das Netzwerk war es möglich, gesicherte Informationen über das Corona-Virus zu vermitteln, virtuelle Beratungsangebote zu schaffen und mit dem Callcenter eine Anlaufstelle für Krisensituationen zu bieten. Dies ist umso wichtiger, als im Zuge der gesellschaftlichen Stresssituation vermehrt Fälle von Alkohol- und Drogenmissbrauch und in Folge auch mehr geschlechtsspezifische Gewalt registriert wurden.
200.000 junge Frauen und Mädchen hat das Programm bisher erreicht. Es leistet einen Beitrag zur Erreichung von SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit), SDG 3 (Gesundheit) sowie indirekt auch zu SDG 1 (Verminderung von Armut).
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