Die Umsetzung von Bauprojekten in schwer erreichbaren Regionen wird durch digitale Technologien deutlich erleichtert: Die BIM-Technologie macht in diesem Bereich vieles möglich. Wie Building Information Modelling funktioniert, erklärten Fachleute bei der Remote Management, Monitoring & Verification (RMMV) Konferenz organisiert von KfW und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Anfang Februar 2023.
Auf dem Bildschirm verfärbt sich ein stilisierter Balken rot, als Tilo Nemuth, Geschäftsführer der Julius Berger International GmbH, die Daten aktualisiert. Hier zeigt der Computer einen Konflikt zwischen dem Balken und der Durchführung eines Drainagerohrs an. Zum Glück ist das Gebäude – es handelt sich um eine Kirche in Nigeria – noch nicht im Bau. Tilo Nemuth arbeitet in einer virtuellen Darstellung des realen Gebäudes. Er kann vorausschauend Planungsfehler erkennen und rechtzeitig korrigieren.
„Bei komplexen Bauten wie diesen können alle Stakeholder des Projekts an dem Building Information Modeling (BIM) zusammenarbeiten“, weist Nemuth auf die Vorteile hin. BIM erlaubt potenziell eine hohe Kosten- und Zeitersparnis. Das Programm erstellt und aktualisiert umfangreiche Dokumente wie das Leistungsverzeichnis und Preislisten im Handumdrehen.
Weitere Vorteile von BIM: Es simuliert den Bauprozess und erlaubt so eine realistische Zeitplanung. Auch die Berichterstattung wird automatisiert. Florian Höllerhage, Leitender Ingenieur bei der Pinnacle Ingenieurbüro GmbH, erklärt, dass ein BIM-Modell z. B. Informationen an einen Bagger senden kann, der den Aushub damit autonom ausführt. „Der Baggerführer sitzt nur noch aus Sicherheitsgründen in der Kabine“, verdeutlicht Höllerhage. Sein Unternehmen plant und beaufsichtigt den Bau eines Warenlagers auf den Royal Docks in London. Fotos von der Baustelle werden laufend ins BIM eingespeist und erlauben eine Kontrolle der Baufortschritte aus der Ferne.
BIM kann ein Bauprojekt über seinen gesamten Lebenszyklus begleiten, vom Design über die Planung bis hin zur Umsetzung und Koordinierung von Gebäudemanagementaufgaben. Grundlage des Erfolgs ist dabei eine exzellente Zusammenarbeit aller Projektpartner.
Yannick Scheid von der KfW nannte als Anwendungsmöglichkeiten den Bau und Betrieb von Krankenhäusern, Kraftwerken oder Ausstellungen in Besucherzentren von Nationalparks. Mit Hilfe eines „digitalen Abbilds“ kann das jeweilige Objekt zunächst virtuell am Rechner simuliert und interaktiv optimiert werden, bevor es vor Ort aufgebaut wird. „Die Technologie hat das Potenzial, die gesamte Baubranche zu revolutionieren“, fasst Scheid zusammen. „Dies kann dazu beitragen, das SDG 9 schneller zu erreichen.“