Transparenz von Lieferketten

Digitalisierung erleichtert die Nachverfolgung

Während Lieferketten immer transparenter werden, schreitet gleichzeitig die Regulierung voran: Zunehmend wird die Nachverfolgbarkeit von Waren auf jeder Stufe der Produktion und des Vertriebes gefordert. Wie die Entwicklungszusammenarbeit dies unterstützt, zeigen Beispiele bei der Remote Management, Monitoring und Verification (RMMV)-Konferenz von KfW und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Anfang Februar 2023.

Screenshot Lieferketten der RMMV-Konferenz

Auf welcher Plantage wurde der Kaffee für den Frühstückstisch geerntet? Wurde für seinen Anbau Regenwald gefällt? Die Transparenz der Lieferketten vom Anbau bis zum Verbraucher ist eine Herausforderung insbesondere bei der „ersten Meile“, denn viele der kleinen Farmen in den Herstellungsländern verfügen bisher nicht über die notwendigen Technologien, um einen Herkunftsnachweis zu erbringen. Dies wird aber in Zukunft erforderlich sein.

Die EU hat eine Verordnung über entwaldungsfreie Produkte beschlossen. Sie verpflichtet Unternehmen dazu, durch Sorgfaltspflichten sicherzustellen, dass in der EU angebotene Rohstoffe wie Holz, Soja, Rindfleisch, Kaffee oder Palmöl im Produktionsland nicht zu Entwaldung oder Walddegradierung geführt haben. Dafür müssen Unternehmen den genauen Produktionsort der relevanten Rohstoffe angeben. „Mit den neuen Standards wird Nachhaltigkeit wettbewerbsfähiger“, hebt Toby Gardner, Leiter des Stockholm Environment Institute hervor. Viele der Daten für eine Rückverfolgung liegen bereits vor, jedoch nicht in normierter Form. Gardner fordert daher eine Harmonisierung dieser Daten über alle Regierungen und Initiativen hinweg: „Wir müssen einen Gold-Standard finden.“ Matthew Himmel von COSA (Committee on Sustainability Assessment) erwähnt in diesem Zusammenhang die DIASCA-Initiative der GIZ, in der mit einer Vielzahl von Lieferkettenakteuren gemeinsame Standards für digitale Lösungen in der Landwirtschaft erarbeitet werden.

Für Deutschland hat Thomas Baldauf, Referent im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Verhandlungen über die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten begleitet. Er sieht den nächsten Schritt darin, Dritte zu befähigen, die neue Regulierung einzuhalten. „Dafür werden Finanzmittel benötigt; hier übernehmen die Entwicklungsbanken eine entscheidende Rolle.“

Mehrere Technologieunternehmen wie Koltiva oder Farmforce unterstützen Produzentinnen und Produzenten dabei, einen Nachweis für entwaldungsfreien Anbau zu erbringen. Eine Kartierung der Felder und die Ermittlung von GPS-Koordinaten oder Feldpolygonen sind dabei die ersten Schritte. Die entsprechenden Apps für Landwirte enthalten auch Schulungsmodule für gute landwirtschaftliche Praxis oder den Umgang mit digitalen Technologien. Der eco.business Fund stärkt Finanzintermediäre darin, ökologische und entwaldungsfreie landwirtschaftliche Betriebe zu fördern und die entsprechenden Monitoring-Systeme einzurichten. Das Helmholtz-Geoforschungszentrum der Universität Potsdam nutzt eine Mischung von Satellitendaten und lokal erhobenen Informationen zum detaillierten Nachweis von Entwaldung und deren Ursachen. Das ausgefeilte Modell erlaubt auch ein Monitoring des Kohlendioxid-Ausstoßes.

Thomas Baldauf wagt einen Blick in die Zukunft und sagt, dass die Nachverfolgbarkeit der Lieferketten auch zu neuen Standards für die Finanzierung von Vorhaben führen könnte. „Transparenz ist der neue Weg zum Grün“, fasst er zusammen.