Mehrere Zettel liegen auf einem Tisch, im Hintergrund unterhalten sich drei Personen

Projektinformation: Berufliche Bildung und Beschäftigung im Libanon

    Jugendlichen den Berufseinstieg erleichtern

    Berufliche Qualifizierung und Beschäftigungsförderung

    Karte vom Libanon

    Stand: 07/2024

    Jeder zweite Jugendliche im Libanon hat keine Beschäftigung, unter den Geflüchteten ist der Anteil noch höher. Dabei gehört das Land zu den jüngsten der Welt: 44 % der Bevökerung sind noch keine 24 Jahre alt. Die Jugendlichen drängen auf einen Arbeitsmarkt, der bereits sehr umkämpft ist. Viele Tätigkeiten werden informell ausgeübt. Doch selbst für solche informellen Tätigkeiten fehlen vielen Jugendlichen die Fähigkeiten und Kenntnisse. Von der KfW geförderte Kurse, die UNICEF Libanon durchführt, sollen sie fit für den Berufseinstieg machen. Während einige von ihnen Grundfertigkeiten lernen wie Lesen und Rechnen, erlernen andere berufsbezogene Fähigkeiten und bereiten sich auf einen Arbeitsplatz oder die Gründung eines eigenen Kleinunternehmens vor. Die KfW unterstützt die Beschäftigungsförderung im Auftrag der Bundesregierung mit aktuell 23 Mio. Euro für Phasen VI und VII.

    ProjekttitelBerufliche Bildung, Phasen VI und VII
    AuftraggeberMinisterium für für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
    Land/RegionLibanon
    ProjektpartnerUNICEF Libanon

    Ausgangslage

    Der Libanon hat im Verhältnis zur Einwohnerzahl im globalen Vergleich besonders viele Flüchtlinge aufgenommen: Unter den insgesamt sechs Millionen Einwohnern leben 1,5 Millionen Syrerinnen und Syrer, die aufgrund des Bürgerkriegs aus ihrer Heimat vertrieben wurden, und eine halbe Million Palästinenserinnen und Palästinenser. Gleichzeitig erlebt der Libanon eine Wirtschaftskrise, die sich durch die Pandemie noch verschlimmerte. Besonders betroffen sind wiederum die Geflüchteten: Zwischen 80 und 90 % von ihnen leben unter der nationalen Armutsgrenze. Unter den Jugendlichen liegt die Arbeitslosenquote bei 50 Prozent. Die Konkurrenz um die immer knapper werdenden Arbeitsplätze ist hoch. Außerdem fehlen den Jugendlichen nicht nur Erfahrung, sondern auch Fertigkeiten und Kenntnisse, selbst für einfache Tätigkeiten im informellen Sektor. Geflüchtete dürfen zudem nur in eng umgrenzten Branchen tätig werden, nämlich auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder im Umweltbereich, etwa der Müllentsorgung. Die schlechten Perspektiven belasten die Jugendlichen und führen auch zu psychischen Problemen. Alle diese Probleme treffen Frauen und Mädchen in besonderem Maße. Ihre Erwerbsquote liegt bei nur rund 22 %, im Vergleich zu 66 % bei den Männern.

    Eine Qualifizierung etwa wie hier in einer Gärtnerei eröffnet Chancen auf dem libanesischen Arbeitsmarkt.
    Eine Qualifizierung etwa wie hier in einer Gärtnerei eröffnet Chancen auf dem libanesischen Arbeitsmarkt.

    Projektansatz

    Damit die Jugendlichen – einheimische wie geflüchtete – einen Zugang zum Arbeitsmarkt finden, bietet UNICEF Libanon Kurse an, um ihre beruflichen Fähigkeiten zu entwickeln. Die Kurse richten sich an Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren. Ziel ist es, dass in gleichem Maße Mädchen wie Jungen und ebenfalls in gleichem Maße libanesische und geflüchtete Heranwachsende an den Kursen teilnehmen. Zwei Prozent der Plätze sind Menschen mit Behinderungen vorbehalten.

    Die KfW finanziert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) diese Kurse mit derzeit 23 Mio. Euro, seit 2015 wurden bereits Finanzmittel für vorherige Phasen bereitgestellt. Die Mittel stammen aus dem Budget der Beschäftigungsinitiative Nahost des BMZ.

    Die Kurse entsprechen nicht einer Ausbildung, wie sie in Deutschland angeboten wird. Es handelt sich pro Modul um rund 120 bis 240 Stunden Theorie, zum Teil verbunden mit 40 Tagen Praktikum. Eine Berufsberatung zu Beginn erlaubt den Teilnehmenden, verschiedene Berufe kennenzulernen und zu ermitteln, welche ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechen. Die Praktika finden im Rahmen von „Cash for work“-Einsätzen statt, bei denen einfache Tätigkeiten wie etwa Hilfsarbeiten im Straßenbau oder im Sanitärbereich, einfache Elektroarbeiten und Malerarbeiten ausgeübt werden. Einige Jugendliche erwerben zunächst Grundkenntnisse wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Auch Englisch, Computerkenntnisse und Finanzwissen stehen auf dem Stundenplan. Hinzu kommen übergeordnete Themen wie Konfliktmanagement und Persönlichkeitsentwicklung. Im Rahmen eines geschlechtsspezifisch angepassten Moduls werden Frauen gezielt im Bereich Führungsqualitäten, Selbstbewusstsein und Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt gefördert. Besonders motivierte Jugendliche können außerdem vertiefende Kurse oder eine Weiterbildung mit dem Ziel der Gründung eines Klein(st)unternehmens absolvieren.

    Wirkungen

    Das Vorhaben hat mit den bisherigen Phasen mehr als 100.000 junge Menschen erreicht, davon über die Hälfte Frauen und Geflüchtete.

    UNICEF hat sich zudem zum Ziel gesetzt, einen Teil der Absolventinnen und Absolventen des Programmes in Arbeitsplätze zu vermitteln. Denn dank der Kurse und praktischen Erfahrungen haben die Jugendlichen Grundkenntnisse erworben, um auf dem hart umkämpften libanesischen Arbeitsmarkt Chancen zumindest auf eine informelle Tätigkeit, zum Teil sogar auf eine formale Beschäftigung zu haben. Dadurch werden Armut gemindert und die Zukunftsperspektiven der Jugendlichen verbessert. Insbesondere Frauen und Mädchen profitieren von den Modulen zu selbstbewusster Kommunikation, Selbstwertgefühl, Stressbewältigung und Entscheidungsfindung. Alle teilnehmenden Jugendlichen bauen ihre Fertigkeiten aus und bekommen einen Eindruck von verschiedenen Berufstätigkeiten. So können sie besser einschätzen, welche Tätigkeiten ihnen liegen. Da in den Praxiseinsätzen libanesische und aus dem Ausland geflüchtete Jugendliche Seite an Seite arbeiten, zielt das Vorhaben auch darauf ab, den Zusammenhalt zwischen ihnen zu stärken.

    Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag:

    Kontakt

    KfW Bankengruppe
    Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank

    Nahost, Krisenprävention und -bewältigung

    Projektdatenbank

    Unsere Projektdatenbank enthält detaillierte Informationen zu allen Vorhaben, die seit Januar 2013 vertraglich vereinbart wurden.

    Unsere Partnerländer

    Wir fördern Entwicklungsprogramme und damit Zukunftsperspektiven in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa.

    Publikationen

    Hier finden Sie unsere Evaluierungsergebnisse, allgemeine Geschäftspublikationen sowie Fachpublikationen nach Themen und Reihen.