Stand: 03/2024
Der Irak hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) 2017 militärisch weitgehend besiegt. Doch die Folgen der bewaffneten Konflikte sind bis heute spürbar: Viele Krankenhäuser, Straßen, Brücken, Stromnetze und andere Einrichtungen sind beschädigt oder völlig zerstört. Dies erschwert auch die Rückkehr von Binnenflüchtlingen an ihre Heimatorte. Die KfW unterstützt deshalb im Auftrag der Bundesregierung den Wiederaufbau von Infrastruktur in den Sektoren Transport, Gesundheit, Energie und Wasser. Das umfangreiche Programm führt in kurzer Zeit zu spürbaren Verbesserungen der Lebensqualität vieler Menschen.
Mit der Rückeroberung Mosuls endeten die Kämpfe gegen den Islamischen Staat (IS) im Irak im Juli 2017. Die Kämpfe hatten neben menschlichem Leid auch zu starken Schäden an der Infrastruktur geführt. Insbesondere im stark umkämpften Mosul waren besonders schwere und flächendeckende Zerstörungen zu verzeichnen. Dort wurden ganze Wohngegenden, einige Krankenhäuser und die zweitgrößte Universität Iraks durch gewaltsame Kämpfe beschädigt oder gar dem Boden gleich gemacht. Aufgrund der Kämpfe und den damit einhergehenden Zerstörungen wurden viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Um die Rückkehr dieser Menschen in ihre Heimatorte zu unterstützen, sind zahlreiche Investitionen in den betroffenen Gebieten notwendig, das reicht von Krankenhäusern über Brücken bis hin zur Stromversorgung.
Im Auftrag des Auswärtigen Amts (AA) stellt die KfW Entwicklungsbank der irakischen Regierung bis zu 500 Mio. EUR als Darlehen zur Verfügung. Die Mittel sollen dazu beitragen, die Infrastruktur in den befreiten Provinzen im Nordirak zu rehabilitieren und das Land langfristig zu stabilisieren. Ein Steuerungskomitee aus Vertreterinnen und Vertretern der irakischen Regierung, des Auswärtigen Amts und der KfW entscheidet über die einzelnen Investitionen, zu denen Vorschläge auch aus den zuständigen irakischen Fachministerien kommen, die für die Projektumsetzung verantwortlich sind.
Aus dem Darlehen werden dringend erforderliche Investitionen in den folgenden Sektoren finanziert:
Der größte Teil der Projekte ist in und um die Stadt Mosul im Nordirak angesiedelt. Durch die Kämpfe mit dem IS kam es dort zu einer großen Anzahl von Binnenvertriebenen. Zusätzliche Programmstandorte liegen in den Provinzen Al-Anbar, Salah ad-Din und Bagdad.
Die irakische Wiederaufbaubehörde ReFAATO (Reconstruction Fund for Areas Affected by Terroristic Operations) ist Projektträger aller Maßnahmen, die mit Hilfe des von der deutschen Regierung bereitgestellten Darlehens finanziert werden. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, unterschiedliche Geberaktivitäten an der Schnittstelle zwischen kurzfristiger humanitärer Unterstützung und mittelfristigem Wiederaufbau zu koordinieren. Durch das Vorhaben erwirbt ReFAATO Kapazitäten in Bereichen wie Umwelt- und Sozialverträglichkeit, konfliktsensible Gestaltung von Vorhaben und Fernüberwachung (Remote Monitoring) von Baumaßnahmen.
Das Programm zeichnet sich durch schnelle Umsetzung und konkrete Ergebnisse in kurzer Zeit aus. Die Lebensbedingungen der Menschen wurden deutlich verbessert. Das zeigen auch die bereits verwirklichten Projekte.
Im Energiesektor wurden acht mobile Umspannstationen in Mosul installiert, die der Stromversorgung von rund 140.000 Haushalten und öffentlichen Einrichtungen dienen. Dazu zählt auch eines der bedeutendsten Krankenhäuser im völlig zerstörten westlichen Teil der Stadt (Al Shifa). Dieses bezog bis dahin seine Energie aus teuren und umweltschädlichen Dieselgeneratoren. Diese sind nun überflüssig. Um die Stromversorgung für die Region langfristig und nachhaltig zu verbessern, finanziert das Vorhaben zudem die Rehabilitierung einer Umspannstation mit einer Kapazität von 400kV im Westen Mosuls, die ca. 20 % des Stroms der Stadt umspannt (Mosul Supergrid). Durch die Fertigstellung dieser Station ist eine zuverlässige Stromversorgung für einen Großteil der Einwohner Mosuls wieder gewährleistet.
Außerdem werden Umspannstationen in Tikrit und Ramadi sowie vier weitere Umspannstationen außerhalb Mosuls in der Region Niniveh rehabilitiert. Hinzu kommt die Rehabilitierung einer rund 155 Kilometer langen Stromübertragungsleitung von Haditha nach Al-Qaim im westlichen Irak. Bereits jetzt profitieren eine Million Menschen von der wiederhergestellten Stromversorgung.
Im Bereich Wasser/Abwasser wurden bereits insgesamt 22 Wasseraufbereitungsanlagen erneuert, die nun die Menschen verlässlich mit sauberem Trinkwasser versorgen. Schätzungsweise 228.000 Menschen profitieren von diesen Maßnahmen. Außerdem erhielt die lokale Wasserbehörde in Niniveh diverse Ausrüstungsgegenstände, um ihre tägliche Arbeit besser und effizienter zu verrichten. Der Neubau einer etwa 27 Kilometer langen Wasserpipeline in Bartella (ebenfalls Niniveh) wird vorbereitet.
Ferner wurden zahlreiche Straßen und Brücken repariert. Die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung, damit Waren und Personen transportiert werden können und so die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Mit Mitteln des Vorhabens wurden bereits fünf Brücken in der Provinz Niniveh in Stand gesetzt. Außerdem wurden 90 Kilometer der Autobahn von Mosul nach Bagdad erneuert.
Weiterhin trägt das Vorhaben dazu bei, dass zwei Krankenhäuser an den Standorten Bagdad und Mosul rehabilitiert beziehungsweise neu errichtet werden, so dass die Menschen dort wieder medizinisch versorgt werden können.
Die zahlreichen Verbesserungen der Lebensbedingungen erleichtern es Binnenflüchtlingen, in ihre angestammten Orte zurückzukehren.
Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag:
KfW Bankengruppe
Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank
KfW-Büro Irak
Afghanistan, Pakistan, Irak
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