Stand: 03/2024
Eine gut verlaufende Schwangerschaft und die ersten Tage im Leben eines Säuglings entscheiden langfristig über Gesundheit, Wohlergehen und die weitere Entwicklung von Mutter und Kind. Hier setzt ein Vorhaben im Sudan an, das die KfW im Auftrag der Bundesregierung in bisher vier Phasen finanziert. Schwangere und stillende Frauen im Sudan bekommen in Gesundheitseinrichtungen in der Nähe ihrer Heimatdörfer Geldzahlungen ausgehändigt. Dadurch treten sie bereits früh in der Schwangerschaft in Kontakt mit Hebammen und Sozialarbeiterinnen. Das Vorhaben trägt dazu bei, dass Frauen im Sudan über eigene Finanzmittel verfügen, Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erhalten und ihre Kinder besser ernähren können.
Der Sudan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Er zeichnet sich durch eine hohe politische Fragilität aus und ist von mehreren Krisen gleichzeitig betroffen: dazu zählen militärische Auseinandersetzungen, Auswirkungen des Klimawandels und Wirtschaftskrisen. Nach dem Sturz von Umar al-Baschir 2019 erlebte das Land eine Aufbruchstimmung, doch die reformorientierte Nachfolgeregierung wurde ihrerseits Ende 2021 vom Militär aus dem Amt gedrängt. Die begonnenen Reformen wurden wieder gestoppt. Seit dem Kriegsausbruch im April 2023 tobt ein Machtkampf zwischen Militär und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Einzelne Regionen sind seitdem komplett von staatlichen Dienstleistungen abgeschnitten, in weiten Teilen des Landes gibt es aktives Kampfgeschehen. Es fehlen damit elementare Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit. Zu den am stärksten von Armut und Elend betroffenen Gruppen gehören Frauen und Kinder. Die Sterblichkeitsrate ist sehr hoch. Viele Frauen und Kinder leiden unter Mangel- oder Unterernährung. Schwangerschaft und Geburt sind für viele Frauen unter diesen Umständen hoch riskant. 90 % der Kinder erhalten nicht genügend Nahrung, das hat dramatische Folgen für ihre körperliche und geistige Entwicklung. Denn die ersten 1.000 Tage stellen wichtige Weichen für das spätere Leben.
Die KfW unterstützt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gemeinsam mit UNICEF seit Anfang 2021 den Aufbau eines sozialen Sicherungsnetzes für Mütter und Kinder. Das Projekt begann in Red Sea und Kassala, den zwei Bundesstaaten mit den höchsten Sterblichkeits- und Mangelernährungsraten im Ostsudan, und wird in der vierten Phase voraussichtlich auf River Nile ausgeweitet, wo viele Binnenflüchtlinge Zuflucht gesucht haben.
Die KfW finanziert niedrige regelmäßige Zahlungen an schwangere und stillende Frauen, die ausreichen, um Nahrungsmittel für eine Person für etwa 20 Tage zu kaufen. Die Hilfe wird in den lokalen Gesundheitszentren ausgezahlt. Durch diese Art der Auszahlung besuchen die Frauen die lokalen Gesundheitseinrichtungen. So kommen sie früh in Kontakt mit Hebammen und Sozialarbeiterinnen. Dort nehmen sie außerdem an Schulungen zu Themen der Mutter-Kind-Gesundheit teil, informieren sich über die richtige Ernährung von Kindern, Familienplanung und Geschlechterrollen in der Familie. Die Zahlungen ermöglichen es vielen Frauen, erstmals eigene Finanzmittel zu verwalten und über ihre Verwendung zu entscheiden. Häufig kaufen sie damit Nahrung, Hygieneartikel oder andere Dinge des täglichen Bedarfs für sich und ihre Kinder während und nach der Schwangerschaft. Einige Frauen schaffen sich Ziegen an. In einem sehr konservativen und traditionellen Umfeld erweitern die Frauen so ihren Handlungsspielraum. Da nun viel mehr Frauen in die Gesundheitszentren kommen, benötigen diese eine bessere Ausstattung. Im Rahmen des Vorhabens erhalten sie daher zusätzliche Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Ausrüstung für Hebammen und eine verbesserte Sanitär- und Hygieneeinrichtung.
Das Vorhaben hat bereits das Verhalten der Frauen positiv verändert: Viele Frauen kommen erstmals überhaupt oder früher und häufiger zu Vor- und Nachsorgeuntersuchungen. Dadurch werden Komplikationen in der Schwangerschaft reduziert oder ganz vermieden. Die Sterblichkeitsrate von Müttern und Kindern in der Programmregion sinkt. In allen Phasen des Vorhabens gemeinsam werden 95.000 Frauen und ihre Kinder erreicht. Die Nachfrage ist enorm hoch. Insgesamt profitieren rund 570.000 Menschen direkt oder indirekt von dem Vorhaben.
Es trägt dazu bei, die Möglichkeiten der Frauen zu verbessern. Die eigenen Finanzmittel erweitern den Handlungs- und Entscheidungsspielraum von Frauen in einem sehr traditionell geprägten Land. Die Ehemänner stimmen häufiger zu, dass ihre Frauen Gesundheitszentren besuchen, weil dort die Zahlungen erfolgen. Die Frauen kommen in den Austausch mit anderen Müttern und lernen, schädliche tradierte Mythen rund um Schwangerschaft und Ernährung zu hinterfragen. Ihre Ernährung und die der Kinder hat sich verbessert.
Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag:
KfW Bankengruppe
Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank
Governance, Stabilisierung und Wasser Ostafrika und Afrikanische Union
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