Stromnetzanbindung Tunesien-Europa (ELMED)

Bei dem geplanten Vorhaben ELMED handelt es sich um eine für Tunesien und Europa strategisch bedeutsame Integration der jeweiligen Stromnetze durch den Bau eines Hochspannungsunterseekabels und zugehöriger Infrastruktur. Die Verbindung wird den Handel mit Strom zwischen Tunesien und Italien bzw. dem Europäischen Verbundsystem ermöglichen. Entsprechend kann Tunesien damit seine Stromquellen diversifizieren und die Energiesicherheit erhöhen. Zudem trägt der Interkonnektor dazu bei, die Flexibilität des tunesischen Energiesystems zu erhöhen, was eine wichtige Voraussetzung für die geplante Integration von erneuerbarer Energie darstellt. Perspektivisch eröffnet das Projekt aber auch den Export von grünem Strom aus Tunesien nach Italien bzw. in die Europäische Union.
Projektträger und Darlehensnehmer ist der tunesische Energieversorger STEG, der das Vorhaben gemeinsam mit dem italienischen Netzbetreiber TERNA umsetzt. Es ist das erste Mal, dass ein Land außerhalb der EU von einem Zuschuss der Connecting Europe Facility der EU Kommission profitiert. Neben der EU wird das Projekt durch Finanzierungen der EIB, der EBRD und der KfW finanziert. Auch die Weltbank leistet einen wichtigen Finanzierungsbeitrag. Das Projekt soll Ende 2028 in Betrieb gehen.
Ziel des Vorhabens ist die Förderung des grenzüberschreitenden Stromhandels zwischen Tunesien und Italien zur Steigerung der Energiesicherheit, zur Senkung der Stromgestehungskosten und zur Verbesserung der Marktbedingungen für erneuerbare Energien in Tunesien.

Umwelt- und Sozialverträglichkeit

Dieses Vorhaben wurde bzgl. der potenziellen Umwelt- und Sozialauswirkungen /-risiken in die Kategorie A (hohes Risiko) eingestuft und erfordert somit eine vertiefte Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung. Bei Bau und späterem Betrieb der Übertragungsleitungen, der Konverterstationen und des Unterseekabels ist mit Umwelt- und Sozialauswirkungen zu rechnen. Zu den potenziellen Hauptrisiken gehören insbesondere Risiken für die biologische Vielfalt. Terrestrische Säugetiere können während der Bauarbeiten potenziellen Risiken ausgesetzt sein, darunter Lärm, Vibrationen, Verkehr, Sprengungen, Umweltverschmutzung, Aktivitäten der Arbeiter usw. Des Weiteren kann es zu Stromschlägen, Kollisionen und Veränderung von Lebensräumen (Critical Habitat und Feuchtgebiete) kommen. Kollisionen gelten als potenziell hohes Risiko für Zugvögel und ansässige Vögel, darunter auch bedrohte Arten. Die wichtigsten Risiken der Kabelverlegungsarbeiten im marinen Bereich sind die Schädigung von Seegraswiesen und küstennahen korallenartigen Lebensräumen sowie Unterwasserlärm, der die Meeresfauna stören kann. Ferner kann es zu möglicher unbeabsichtigter Freisetzung von Schadstoffen in den Boden durch unsachgemäße Entsorgung von flüssigen und festen Abfällen wie Metallen, Kabeln, Holz, Glas und Verpackungsmaterial kommen. Zu arbeitsrechtlichen Risiken gehören u.a. informelle oder unregelmäßige Arbeit, niedrige Löhne und geschlechtsspezifische Lohnunterschiede. Die Arbeit auf Baustellen birgt allgemeine Risiken für den Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Arbeitnehmer. Risiken für Anrainer bestehen insbesondere durch den Zustrom von Arbeitskräften und damit verbundene potenzielle soziale/kulturelle Risiken und die Verschärfung bestehender Risiken der sexuellen Belästigung von Frauen und Kindern durch Projektarbeiter. Gesundheits- und Sicherheitsauswirkungen auf die lokale Bevölkerung hängt mit dem Risiko von Unfällen/Körperverletzungen durch den zunehmenden Straßenverkehr, das Eindringen von Unbefugten in den Baubereich mit der Folge von Unfällen/Verletzungen und/oder Verlust von Vieh (z.B. lokale Hirten) zusammen. Nach aktuellem Kenntnisstand werden keine physischen Umsiedlungen erwartet, sondern eher ein vorübergehender oder dauerhafter Verlust von Land, vor allem von landwirtschaftlichen Flächen, Feldfrüchten und einer Einschränkung der landwirtschaftlichen Tätigkeit mit entsprechenden Auswirkungen auf den Lebensunterhalt. Bei der Wahl des Anlandungsortes, der Landkabeltrasse und der Übertragungsleitungen wurde darauf geachtet, Auswirkungen auf Landnutzer zu vermeiden, indem so weit wie möglich bestehende Wegerechte (öffentliche Straßen) genutzt werden. Für das Vorhaben wurde eine vertiefte Umwelt- und Sozialverträglichkeitsstudie, ein Aktionsplan zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, sowie weitere Instrumente wie ein Umsiedlungsrahmenplan, ein Arbeitsmanagementverfahren und ein Plan zur Prävention und Reaktion auf sexuelle Ausbeutung und Missbrauch/sexuelle Belästigung erstellt. Maßnahmen zum Management der Risiken und Auswirkungen wurden in entsprechenden Umwelt- und Sozialmanagementplänen festgehalten. Für den marinen Teil des Projekts wird derzeit eine Bewertung des kritischen Lebensraums erstellt, gegebenenfalls zusätzliche Abmilderungs- und/oder Ausgleichsmaßnahmen festgelegt und in einen aktualisierten Aktionsplan zur Erhaltung der biologischen Vielfalt integriert. Sobald die Detailplanung des Projekts abgeschlossen ist, werden ein Umsiedlungsaktionsplan und ein Plan zur Wiederherstellung des Lebensunterhalts angefertigt/vor Beginn der Bauarbeiten umgesetzt. Ein umfassender Stakeholder Engagement Plan einschließlich projektspezifischen Beschwerdemechanismus wurde entwickelt und wird durch Projektträger umgesetzt. Die Studien und Pläne wurden durch internationale Consultants entwickelt, der Projektträger ist für die Überwachung der Umsetzung der Managementpläne verantwortlich, unterstützt durch den internationalen Consultant.

Land / Region / Institution Tunesien
Nummer 55112
Schwerpunkt Energie
Sektor 23630 - Stromübertragung, -verteilung u. Speicher
USV-Kategorie A
Finanzierungsinstrument Zuschuss / Darlehen aus Haushaltsmitteln
Weitere Geber -
Deutscher Finanzierungsbeitrag 35 Mio. EUR
Status aktiv
Auftraggeber BMZ
Projektpartner SOCIETE TUNISIENNE D'ELECTRICITE ET DU GAZ
Zuständige Abteilung Nordafrika

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