Stand: 09/2022
Äthiopien hat eine große Vielfalt an Arten, wobei zahlreiche davon nur in dieser Region vorkommen. Dazu gehören auch diverse Wildformen heutiger Nutzpflanzen. Diese, wie auch alle anderen natürlichen Ressourcen des Landes, inklusive der Wasserreserven, müssen geschützt werden, um erhalten zu bleiben. Denn die Bevölkerung in Äthiopien wächst sehr schnell und mit ihr der Hunger nach Land und Wasser. Das führt zu Interessenskonflikten und einem hohen Nutzungsdruck auch auf Schutzgebiete. Die KfW unterstützt die äthiopische Nationalparkverwaltung und lokale Behörden dabei, Schutzgebiete besser zu managen und die Anwohner eng einzubinden. Damit lassen sich unterschiedliche Interessen ausgleichen, die Lebensbedingungen der Menschen verbessern.
Äthiopiens Biodiversität ist einzigartig und von internationaler Bedeutung. Schutzgebiete sollen dabei helfen, sie zu sichern. Rund 14 % der Landesfläche sind heute Nationalparks, Wildtier- oder Biosphärenreservate; das entspricht insgesamt etwa 187.000 Quadratkilometern. Allerdings leben auch in den Schutzgebieten Menschen und die lokale Bevölkerung nutzt deren natürliche Ressourcen. Sie gehören zu den Ärmsten des ohnehin armen Landes. Die Schutzgebiete im Hochland, in dem mehrere große Flüsse entspringen, sichern auch die Wasserversorgung des trockenen Tieflands.
Trotz der Schutzgebiete nahm die Artenvielfalt in den vergangenen Jahrzehnten in Äthiopien stark ab. Der Grund? Die staatliche Naturschutzbehörde „Ethiopean Wildlife Conservation Authority“ hat gerade ausreichend Finanzmittel, um die Grundgehälter ihrer Angestellten zu bezahlen und Grundfunktionen aufrechtzuerhalten. Die Verwaltungen der Schutzgebiete sind bisher nicht in der Lage, die lokale Bevölkerung in das Management der Schutzgebiete einzubinden. Es ist jedoch wichtig, Schutz und Nutzung der natürlichen Ressourcen zu vereinen, um langfristig sowohl die Biodiversität zu bewahren als auch den Menschen Perspektiven zu schaffen.
Das KfW-Vorhaben unterstützt den Bale Mountain Nationalpark sowie den Simien Mountain Nationalpark und die dortigen Anwohner im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit zunächst 20 Mio. Euro. Es handelt sich dabei um die beiden berühmtesten Naturschutzgebiete Äthiopiens von gleichzeitig globaler Bedeutung. Die Mittel werden dazu genutzt, die Ausbildung, Ausstattung und Ausrüstung der Verwaltungen und Wildhüter zu verbessern, etwa durch Bekleidung, Laptops, GPS-Geräte, Zelte und Fahrzeuge für die Ranger. Der Unterhalt von Pisten sowie der Bau von Verwaltungsgebäuden, Zäunen oder Außenposten erleichtern in Zukunft das Management der Schutzgebiete.
Das alles soll dabei helfen, die ungeregelte Nutzung natürlicher Ressourcen in den Schutzgebieten zu verringern. Allerdings funktioniert das nur gemeinsam mit den Anwohnern. Ohne sie einzubinden und zu unterstützen, ist ein effektiver Schutz der Parks und ihrer Artenvielfalt nicht möglich. Deshalb stimmen sich die Verwaltungen der Nationalparks nun mit ihnen über eine saisonale Beweidung, die Ernte von Honig und Kaffee oder das Sammeln von Heilpflanzen ab. In den Parks gibt es künftig Kernzonen, in denen eine Nutzung weitgehend entfällt. In anderen Bereichen hingegen können Hirten weiterhin ihr Vieh weiden oder eingeschränkt Holz, Futtergras und Wildpflanzen suchen.
Die KfW setzt das Vorhaben in enger Zusammenarbeit mit der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und der African Wildlife Foundation um, die eigene Mittel beisteuern und sich langfristig für die Schutzgebiete engagieren.
Die Parkverwaltungen haben ein professionelles, an Umwelt- und Sozialstandards ausgerichtetes Management eingeführt, ein für den äthiopischen Naturschutz bisher einmaliger Vorgang. Die Maßnahmen zeigen Wirkung. Es gibt weniger Vorfälle unkontrollierter oder illegaler Nutzung. Dazu haben mehr Patrouillen und ein besseres System zum Monitoring und Überwachen der Schutzgebiete beigetragen. Weil die lokale Bevölkerung stärker in die Verwaltung der Parks eingebunden ist, trägt das auch zum Aufdecken illegaler Aktivitäten bei.
Eine Kernzone von 234 Quadratkilometern, die frei von menschlicher Nutzung ist, besteht nun im Harenna-Wald im Bale Mountain Nationalpark. Diese wird auch respektiert. Abkommen zwischen Parks und Gemeinden werden weitgehend eingehalten. In Dialogforen bringen die Anwohner ihre Anliegen vor. Die Verwaltungen der Nationalparks beziehen die lokale Bevölkerung ein und beteiligen sie an den Schutzmaßnahmen, anstatt wie früher Sanktionen umzusetzen. Das trägt dazu bei, Konflikte zu entschärfen anstatt sie zu schüren und kann auch als Vorbild für andere Parks dienen.
Äthiopien hat 2021 Unterlagen bei der UNESCO eingereicht, damit der Bale Mountain Nationalpark zum Weltnaturerbe erklärt werden kann. Ein weiterer Erfolg ist: Nicht zuletzt wegen der Unterstützung der KfW hat die UNESCO den Simien Mountain Nationalpark von der Roten Liste des gefährdeten Welterbes gestrichen.
Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag::
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