Meldung vom 30.11.2023 / KfW Entwicklungsbank

Garantien für Lokalwährungsemissionen in Afrika - ein Hebel mit mannigfaltiger Wirkung

Ein Marktplatz in Südafrika
Damit bestehendes wirtschaftliches Potenzial zur Entfaltung kommen kann, fördert der ALCB Fund die Leistungsfähigkeit lokaler Kapitalmärkte in afrikanischen Ländern.

Viele afrikanische Länder verfügen über ein beachtliches Entwicklungspotenzial und durchaus günstige Rahmenbedingungen für Investitionen. Eine junge Bevölkerung, Rohstoffreichtum und Wachstumsmärkte bieten da, wo langfristige politische Stabilität und ein dynamisches Wirtschaftsgeschehen vorhanden sind, ein geeignetes Umfeld für unternehmerisches Engagement. Doch die Finanzierung bildet regelmäßig einen Engpass, weil die lokalen Kapitalmärkte strukturell unterentwickelt sind. Hier hilft die KfW im Auftrag der Bundesregierung und der EU durch Garantien an den African Local Currency Bond Fund (ALCB Fund), mit dem sie nun einen weiteren Rahmenvertrag über 100 Mio. Euro unterzeichnet hat. Rückendeckung dafür kommt von der EU, die im Oktober erstmals eine Rückgarantie in gleicher Höhe aus dem Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung Plus (EFSD+) bereitstellte. „Das ist ein wichtiger Meilenstein, auf den der Rahmenvertrag nun als zweiter Baustein aufsetzt“, erläutert Michael Schuster, Portfoliomanager in der Beteiligungsfinanzierung der KfW Entwicklungsbank. „Mit der EU haben wir einen weiteren starken Partner an unserer Seite, um das Ziel, Unternehmen in Afrika die Refinanzierung in lokaler Währung zu erleichtern und privates Kapital zu mobilisieren, zu erreichen“.

Gegründet wurde der ALCB Fund Ende 2012 von der KfW im Auftrag der deutschen Bundesregierung, um den Auf- und Ausbau afrikanischer Anleihemärkte in Lokalwährung zu unterstützen. Zu diesem Zweck investiert der Fonds seither als Ankerinvestor in Lokalwährungsanleihen, die von afrikanischen Unternehmen emittiert werden. Dabei handelt es sich um Unternehmen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern, welche über den jeweiligen lokalen Anleihemarkt Kapital aufnehmen. Als Ankerinvestor hat der ALCB Fund dabei die Aufgabe, private Investoren für eine Beteiligung an Emissionen zu gewinnen. Zum Jahresende 2022 verzeichnete der Fonds 47 aktive Anleiheinvestitionen in 16 Ländern über insgesamt rund 148 Mio. US-Dollar. Die KfW ist mit einer Treuhandbeteiligung im Namen des Bundes mit insgesamt 92,6 Mio. Euro am ALCB Fund beteiligt.

Im Rahmen der EU-Rückgarantie werden nun Einzelgarantien der KfW an Darlehensgeber des ALCB Fund herausgelegt. Dieser Ansatz unterstützt den Fonds dabei, privates Kapital in lokaler Währung zu hebeln, und ermöglicht außerdem eine stärkere Diversifizierung der Refinanzierungsquellen sowie geringere Kosten. Letztlich wird der Fonds in die Lage versetzt, seine Geschäftsaktivitäten – und somit seine entwicklungspolitische Wirkung – auszuweiten.

Davon haben in den letzten Jahren zahlreiche Vorhaben in unterschiedlichen Ländern profitiert, darunter Namibia. Hier investierte der ALCB Fund 2022 zunächst 7,5 Mio. US-Dollar und später nochmals 4,7 Mio. US-Dollar jeweils in lokaler Währung in Erstemissionen von Green Bonds der Standard Bank Namibia, mit Laufzeiten von drei bzw. fünf Jahren. Das kam den Kunden der Bank zugute, die auf ein erweitertes Angebot an Finanzdienstleistungen für Privatpersonen und Unternehmen zurückgreifen konnten. Aber auch der Klimaschutz und die Energieversorgung im südlichen Afrika profitierten davon, denn die Standard Bank Namibia setzt die im Rahmen der Emissionen aufgenommenen Mittel zur Finanzierung von Vorhaben im Bereich erneuerbare Energien ein.

In Tunesien hingegen konnten kleine und mittelständische Unternehmen gestärkt werden. Hier investierte der Fonds 1,8 Mio. US-Dollar im Rahmen einer Emission der Mikrofinanzinstitution Enda Tamweel, die Kredite und Mikroversicherungsprodukte an Kleinstunternehmer vergibt. Seit ihrer Gründung hat Enda Tamweel rund 900.000 Kleinstunternehmer unterstützt und insgesamt 1,7 Mrd. US-Dollar ausgezahlt. Angesichts der hohen wirtschaftlichen Unsicherheit war die Beteiligung des ALCB Fund ein entscheidender Beitrag, den Erfolg der Emission sicherzustellen.

Eine strukturbildende Wirkung konnte der Fonds auch durch sein Engagement in Höhe von 10,0 Mio. US-Dollar beim westafrikanischen Telekom-Unternehmen Sonatel erzielen, das im Senegal, in Mali, Guinea, Guinea-Bissau und Sierra Leone operiert und insgesamt mehr als 32,7 Millionen Menschen mit seinen Angeboten erreicht – eine beachtliche Bandbreite an sozialer Schichtung und ein wichtiger Beitrag zur Infrastrukturversorgung im Bereich Konnektivität. Diese Anleiheemission von Sonatel, die rund 170 Mio. Euro betrug, war die erste des Unternehmens seit mehr als 20 Jahren und zugleich die größte Emission einer Unternehmensanleihe in der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion, die jemals durchgeführt wurde.

Wie üblich agierte der Fonds bei der Transaktion als Ankerinvestor und unterstützte aktiv die Gewinnung weiterer Ankerinvestoren, um so die vollständige Zeichnung dieser großen Emission sicherzustellen. Co-Investoren waren neben lokalen institutionellen Investoren wie Rentenfonds und Vermögensverwalter auch internationale Gläubiger, darunter Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen.

Zusammen mit der EU, die das Programm nun durch ihre Rückgarantie unterstützt, ist der ALCB Fund künftig noch besser aufgestellt, gemeinsam mit der KfW dazu beizutragen, dass in Afrika weiterhin unternehmerische Erfolgsgeschichten geschrieben und wirtschaftliche Zukunftsperspektiven eröffnet werden.