Meldung vom 26.02.2025 / KfW Entwicklungsbank

Renommierter Architekturpreis für das Burtinle Distrikt Krankenhaus in Somalia

ArchDaily verleiht den Preis an das Architekturbüro APC Architectural Pioneering Consultants

Personen in weißen Kitteln stehen vor Gebäude.
Der Innenhof des Krankenhauses

Somalia ist eines der ärmsten Länder der Erde: Soziale Ungleichheit, extreme Armut, anhaltende Konflikte und immer wiederkehrende, durch den Klimawandel bedingte Wetterextreme verschärfen seit Jahren die Situation für Menschen im Land. Laut Schätzungen waren im Jahr 2024 rund 7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, fast vier Millionen Menschen leben als Binnenvertriebene (IDPs), eine der höchsten Zahlen weltweit. Anhaltende Dürren, in Kombination mit wiederkehrenden Naturkatastrophen, wie monsunartigen Regenfällen, ist der Hauptgrund dafür, dass Ernteerträge ausfallen und fast die Hälfte der Bevölkerung von Hunger bedroht ist.

Das sind klimatische Bedingungen, die ein angepasstes, nachhaltiges Bauen erfordern. Das ist bei einem von der KfW Entwicklungsbank geförderten Krankenhaus vorbildlich gelungen – und das Architekturbüro APC (Architectural Pioneering Consultants, Zürich und Dar es Salaam) hat den renommierten Architekturpreis „Building of the Year Award“ in der Kategorie Healthcare Infrastructure gewonnen. Verliehen wird der Preis von ArchDaily, einer Vereinigung, die eine Website mit Nachrichten aus der Welt der Architektur betreibt. ArchDaily organisiert jährlich den Wettbewerb für unterschiedliche Sparten, deren Gewinner von den 60.000 Architekten, die Mitglieder der Website sind, gewählt werden.

Das Bezirkskrankenhaus von Burtinle liegt im trockenen und heißen somalisch-äthiopischen Grenzgebiet – mit Temperaturen von regelmäßig über 35 Grad Celsius. An diesem Standort ist die Versorgung mit Wasser und Strom immer wieder unterbrochen, Betriebsbudgets und Wartungskapazitäten sind knapp bemessen. Diesen Herausforderungen stellte sich APC und kombinierte ein einfaches, an örtlichen Traditionen ausgerichtetes Design mit innovativen Belüftungs- und Kühlungskonzepten durch Windtürme und einem unterirdischen Kühlsystem.

Wie ist der Krankenhauskomplex konzipiert? Eine Gruppe von vier Gebäuden umschließt einen schattigen zentralen Innenhof mit Garten. Die undurchdringliche Umfassungsmauer, die sich von der umgebenden Wüstenlandschaft abgrenzt, zieht eine klare Linie zwischen „draußen“ und „drinnen“. Die tiefen Veranden, das zentrale Wasserbecken und die Baumbepflanzung ermöglichen ein Miteinander der Familien in Privatsphäre bei religiös gebotener Praxis der Trennung von Männern und Frauen.

Der Entwurf übernahm das jahrhundertealte Prinzip des Windfangs - eine natürliche Form der Klimatisierung, die keine zusätzliche Energiequelle außer dem Wind benötigt. Eine elektrisch betriebene zentrale Klimaanlage kam aufgrund der Kosten und der begrenzten Verfügbarkeit von Strom sowie der fehlenden Wartungsmöglichkeiten nicht in Frage. Stattdessen fangen zwei Windfangtürme den Luftstrom ein und leiten ihn nach unten und in den Untergrund, wo er von Staub- und Sandresten gereinigt, durch das angrenzende Erdreich gekühlt, durch recyceltes Regenwasser befeuchtet und dann durch Kanäle im Boden in die Innenräume geleitet wird. Um den Temperaturanstieg durch die starke Sonneneinstrahlung zu minimieren, sind alle Gebäude in weißem Kalk gehalten. Die Dächer sind doppelschalig und isoliert. Die Fensteröffnungen und Türen sind nur nach Norden und Süden ausgerichtet und werden durch den Verandaüberhang oder feste Sonnenschutzkästen beschattet. Verbaut wurden lokal verfügbare Materialien: Grober Lehmverputz und Kalkanstrich sind die typischen somalischen Oberflächen. Dr. Achim Jaup, in der KfW zuständig für das Projekt, zur Auszeichnung: „Die Rückmeldungen aus Burtinle zum Krankenhaus – von Personal und Patienten - sind durchweg positiv. Burtinle kann als Vorbild für weitere öffentliche Bauten in der Region dienen.“

Frauen in Gewändern laufen vor Gebäude.
Vorbildlich: lokale Materialien und Bauweise

Die Gesundheitsversorgung in dem Land ist schlecht ausgebaut, größtenteils privatisiert und kostenpflichtig. Wirksame Medikamente sind nur sehr begrenzt verfügbar. Nur wenige Menschen können sich eine medizinische Behandlung leisten. Seit 2018 engagiert sich die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des BMZ in Puntland und fördert den Bau von Gesundheitszentren und Krankenhäusern sowie die Ausstattung mit medizinischen Geräten und Krankenhauseinrichtung. Das Engagement wurde in enger Abstimmung und Anlehnung an das UNICEF-Landesprogramm für Puntland konzipiert und wird auch von UNICEF umgesetzt. Für das Burtinle Distrikt Krankenhaus wurden eine Notaufnahme, Ambulanz, Apotheke und Labor sowie eine Entbindungs- und Neugeborenen-Station, außerdem ein OP und Räume für die Verwaltung gebaut bzw. erneuert.

Weiterführende Informationen

Über die untenstehenden Links können mehr Fotos, Baupläne etc. gesehen werden:

Projects - APC Architectural Pioneering Consultants

Building of the Year 2025 | ArchDaily