Den Hof am Leben halten

Wie ein kleiner Bauernhof in der Nähe von Lwiw durch die Kriegszeit kommt

Ein Mann und eine Frau stehen im Mittelgang eines Kuhstalls.

Anna Temchyschyn und ihr Mann Oleg betreiben einen kleinen Bauernhof in der Region Lwiw. Sie verdienen ihr Geld hauptsächlich mit Milchvieh – dazu gehören mehr als 100 Milchkühe und 60 geschlechtsreife Rinder. Neben ihrem Hof befindet sich eine Käserei, die sie mit Rohmilch beliefern. Das Futter für ihr Vieh, vor allem Weizen, bauen sie selbst an.

Mit diesem Geschäftsmodell konnten sie bis Kriegsbeginn gut leben. Seitdem Russland im Februar 2022 die gesamte Ukraine überfiel, setzten Anna und Oleg jedoch die gestiegenen Energiepreise zu. Durch den anhaltenden Angriffskrieg ist alles teurer geworden: Dünger und Saatgut, aber auch Treibstoff wurde zu einem knappen Gut. Es fehlte ihnen an finanziellen Mitteln, die Ernte einzufahren und die Produktion zu Ende zu bringen. „Zu Beginn des Krieges war es sehr schwierig“, erinnern sie sich.

„Die Kühe müssen zwei Mal am Tag fressen und dafür hatten wir kein Geld. Und wir mussten Schlange stehen, um auch nur 20 Liter Benzin zu bekommen.“ Anna und Oleg machten Verluste. Aber mit einem Kredit von der Bank Lviv konnten sie überleben: Umgerechnet 17.500 Euro bekamen sie über ein Programm des Business Development Funds (BDF) für Dünger, Saatgut und Treibstoff - gefördert durch die KfW im Auftrag der EU. Nur dank dieser Unterstützung gibt es ihren Hof heute noch. Und nur deshalb hat ihr Vieh überlebt. Während man den Anbau mit hochwertigem Saatgut und Düngemitteln schnell wieder aufnehmen und somit landwirtschaftliche Erträge sichern kann, dauert es viele Jahre, bis eine produktive Milchviehherde heranwächst, erklären die beiden. Deshalb war der Kredit, auch als Überbrückung, so wichtig.

Anna und Oleg haben Pläne für die Zukunft ihres Hofes: Sie möchten mit Sonnenergie „hochwertige schmackhafte Milch – künftig Bio – herstellen“. Dafür möchten sie unter anderem eine Heuballenpresse kaufen, damit sie das Heu gut einwickeln, besser lagern und dadurch hochwertigeres Futter nutzen können. Sie hoffen auch, ihre Kühe von April bis September auf der Weide grasen zu lassen zu können.

Am meisten aber wünschen sie sich ein Ende des Krieges: „Einen friedlichen Himmel über unseren Köpfen“, sagen sie, „damit wir statt Explosionen die Vögel singen hören“.

Über das Vorhaben:

Das von der KfW im Auftrag der EU finanzierte Vorhaben „Support for the East of Ukraine“ wurde von dem Business Development Fund (BDF) im Rahmen der Initiative „EU4Business“ umgesetzt.